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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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306 V · Erklärung und Verallgemeinerung<br />

Häufig kranken quantitative Studien daran, dass sie keinen Einblick in Wirkungszusammenhänge<br />

und Kausalmechanismen geben. Erfahrene Methodenforscher<br />

raten deshalb auch, beide Strategien zu kombinieren.<br />

Für die quantitative Analyse von Zusammenhängen bzw. die Überprüfung von<br />

Zusammenhangshypothesen steht dem Sozialwissenschaftler eine Reihe ausgefeilter<br />

Techniken zur Verfügung … Diese … versagen jedoch, wenn es über die<br />

Konstatierung eines Zusammenhangs hinaus um die inhaltliche Begründung<br />

kausaler Hypothesen geht … Hier<strong>für</strong> sind auf sorgfältige Beobachtungen aufbauende<br />

Beschreibungen oftmals aufschlussreicher als die Resultate komplizierter<br />

statistischer Auswertungen. (Bortz 1984: 227)<br />

4 Erklärungsstrategien in der Policy-Analyse<br />

Das Ziel wissenschaftlicher Praxis besteht letztlich in Abstraktion und Generalisierung.<br />

Es geht darum, Regelmäßigkeiten in Natur und Gesellschaft<br />

in prägnanten formalen Regelsystemen abzubilden, die die empirischen Regelmäßigkeiten<br />

nicht nur innerhalb eines ganz spezifischen Raum-Zeit-Kontextes<br />

beschreiben, sondern auf möglichst viele Situationen anwendbar sind.<br />

Ergebnis der bisherigen Überlegungen ist jedoch, dass auf Grund der<br />

Komplexität des Gegenstandes sowie der Fragestellung in der Policy-Analyse<br />

die Orientierung an der Naturwissenschaft problematisch ist. Aus der<br />

Ganzheits- wie aus der Kontingenzperspektive ist das Ideal einer lückenlosen<br />

deduktiven Erklärung sozialer Prozesse illusorisch. Die Frage ist nun,<br />

wie die existierende Politikforschung mit dieser »Ziellücke« umgeht. Soll<br />

das letztlich unerreichbare Finalziel aufgegeben werden, oder soll es weiterhin<br />

als Orientierungspunkt dienen, an den sich die existierende Forschung<br />

mit unterschiedlichen Erklärungsstrategien asymptotisch anzunähern versucht?<br />

Im Folgenden werden hierzu einige Erklärungsstrategien vorgestellt.<br />

4.1 Dichte Beschreibung und Narration<br />

Einer der beiden Pole in diesem Spektrum von Erklärungsstrategien stellen<br />

Interpretationsformen beziehungsweise hermeneutische Verfahren wie die<br />

»dichte Beschreibung« und »Narration« dar. Beide sehen sich als grundsätzliche<br />

Alternative zum deduktiven Vorgehen. Anhänger dieser Ansätze

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