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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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Schneider · Komplexität und Policy-Forschung 309<br />

… two reasons make me believe that deductive history will forever remain impossible.<br />

First, the micro mechanisms, if and when we find them, are likely to be<br />

of very fine grain. Second, however assiduously we search the historical record,<br />

the evidence is unlikely ever to match the fineness of grain of the mechanism.<br />

(Elster 2000: 694)<br />

Es gibt keine Theorie und auch keine Kombination von Theorien, die jene<br />

allgemeinen Regelmäßigkeiten formulieren könnte, die man bräuchte, um<br />

komplexe historische Prozesse wirklich ableiten zu können. Was in narrativen<br />

Erklärungen geleistet werden kann, sind recht grobe Abstraktionen.<br />

Abell (1993: 93–99) hat beispielsweise vorgeschlagen, mittels vergleichender<br />

Narrationen und zunehmender Abstraktion zu generellen Regelmäßigkeiten<br />

zu gelangen. Diese können dann aber nur so allgemein sein, dass sie<br />

niemals etwas über einzelne Ereignisse, sondern allenfalls etwas über Entwicklungstendenzen<br />

aussagen können.<br />

4.3 Erklärungsskizzen und Theoriemodule<br />

Im Vergleich zu den Ambitionen der letztgenannten Gruppe sehen die Erklärungsziele<br />

selbst jener Kollegen bescheiden aus, die lange als Hauptvertreter<br />

des Positivismus galten (Popper, Albert, Campbell). Ihre Strategie besteht<br />

darin, das Ideal der Annäherung an eine hypothetisch-deduktive Erklärung<br />

nicht aufzugeben, sich letztlich aber doch mit unvollständigen, lückenhaften<br />

»Erklärungsskizzen« zufrieden zu geben.<br />

Insbesondere bei historischen Prozessen sollte dabei nicht versucht werden,<br />

alle Aspekte eines einmaligen Ereignisses zu erklären, sondern nur jene,<br />

die unter wiederholbaren Bedingungen in der gleichen Kombination aufs<br />

Neue zu Stande kommen könnten. Ein solcher historischer Erklärungsansatz<br />

würde damit aus einer Typisierung von Situationen und Bedingungskonstellationen<br />

<strong>für</strong> die jeweils zu erklärenden Ereignisse im Sinne einer »Mustererkennung«<br />

bestehen (Hayek 1972).<br />

Die Grundidee einer solchen Strategie geht auf Carl Hempel (1965: 423)<br />

und Karl Popper (1972) zurück, die hier<strong>für</strong> den Begriff der Erklärungsskizze<br />

verwenden. In diesem Sinne versteht Popper (1972: 283) zum Beispiel die<br />

Darwinsche Theorie als eine »verallgemeinerte historische Erklärung«. Es<br />

werde angenommen, dass die Situation typisch und nicht einmalig sei. So<br />

sei es manchmal möglich, ein vereinfachtes Modell der Situation zu konstruieren.<br />

An einer anderen Stelle schreibt Popper, dass eine historische Er-

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