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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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Schneider · Komplexität und Policy-Forschung 301<br />

3 Komplexität in Policy-Prozessen<br />

Policy-Forschung ist Teil der Gesellschaftsforschung, insofern dürfte das<br />

Untersuchungsobjekt nicht komplexer sein als andere Forschungsgegenstände<br />

im sozialen Erkenntnisfeld. Die Topologie politischer Entitäten, die<br />

Interdependenz und das Verhalten von politischen Akteuren ist sicher nicht<br />

grundsätzlich komplexer als irgendeines anderen gesellschaftlichen Teilbereichs.<br />

Andererseits könnte, so eine weitere These des bereits erwähnten<br />

Textes von <strong>Fritz</strong> W. <strong>Scharpf</strong> (2000), ein Spezifikum der Policy-Analyse<br />

darin liegen, dass sie Fragen an ihren Untersuchungsgegenstand richtet, die<br />

nur mit bestimmten Methoden und Erklärungsstrategien aussagekräftig beantwortet<br />

werden können. Dieser These soll im folgenden Abschnitt nachgegangen<br />

werden.<br />

3.1 Die Anwendungsorientierung der Policy-Analyse<br />

Was ist Policy-Analyse und welches Ziel verfolgt die Policy-Forschung nun<br />

genau? Eine häufig zitierte Definition von »Public Policy Analysis« stammt<br />

von dem Amerikaner Thomas Dye (1976: 1): »Policy Analysis is finding<br />

out what governments do, why they do it, and what difference it makes«.<br />

Dies bedeutet zunächst, dass Policy-Analyse im Wesentlichen über das<br />

Explanandum definiert wird. Es geht darum, alle relevanten Kräfte, Einflüsse<br />

und Bedingungen zu untersuchen, die das Handeln der Träger öffentlicher<br />

Politiken formen oder bestimmen, deren Resultate sich in Absichten, Programmen<br />

und deren Umsetzungen manifestieren. Gleichzeitig gehören hierzu<br />

auch Faktoren, die verantwortlich da<strong>für</strong> sind, dass Ziele nur Absichten<br />

bleiben.<br />

In der politikwissenschaftlichen Literatur wird Policy-Analyse implizit<br />

meist auf öffentliche Politik verkürzt und in dieser Form dann synonym <strong>für</strong><br />

»Regierungshandeln« gebraucht. Der Policy-Begriff ist jedoch abstrakter<br />

und bezieht sich auf jeden Handlungsentwurf, jedes Zielprogramm, jede Strategiemenge,<br />

sei es auf der Ebene von Individuen, von Organisationen oder<br />

auch von Regierungen (Lasswell/Kaplan 1950: 71; Bunge 1998: 382). Policy-Analysen<br />

brauchen daher nicht notwendigerweise auf den staatlichen<br />

Sektor eingeschränkt zu werden, sondern können auch die Politik eines Wirtschaftsverbandes,<br />

einer Umweltgruppe wie Greenpeace, einer Großunternehmung<br />

oder auch einer nichtstaatlichen internationalen Organisation zum

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