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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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Benz · Konstruktive Vetospieler in Mehrebenensystemen 213<br />

flussen, variiert je nach dem, ob sie die Definition von Verhandlungsgegenständen<br />

beziehungsweise -positionen betreffen, ob sie direkt auf die Entscheidung<br />

wirken oder ob die Akteure eine bereits getroffene Entscheidung<br />

erst nachträglich verwerfen können. Wenn wir den politischen Prozess als<br />

einen Filtervorgang betrachten, in dem in den unterschiedlichen Phasen<br />

schrittweise Entscheidungsoptionen ausgesondert werden, so wird offenkundig,<br />

dass die Gestaltungschancen der Akteure umso größer sind, je früher<br />

sie in das Verfahren eingeschaltet sind, die destruktive Wirkung eines Vetos<br />

aber umso größer ist, je später es ausgeübt wird. Die Macht eines Vetospielers<br />

hängt damit auch davon ab, ob er an der Entscheidung direkt beteiligt<br />

ist oder ob er nur Entscheidungen eines Gremiums, dem er nicht angehört,<br />

verhindern kann. Deswegen ist zwischen internen und externen Vetospielern<br />

zu unterscheiden. Im Fall der Politikverflechtung sind die Regierungen beziehungsweise<br />

ihre Vertreter als interne, die Parlamente – de jure oder de<br />

facto (dazu Näheres unten) – als externe Vetospieler einzuordnen.<br />

Unter internen Vetospielern verstehe ich solche, die direkt an der Aushandlung<br />

einer Entscheidung beteiligt sind. Sie können auf den Ablauf des<br />

Entscheidungsprozesses, auf die Problemdefinition, auf Interessenkonflikte,<br />

auf Verfahren und auf die Beschlussfassung unmittelbar einwirken. Dementsprechend<br />

können sie ihre Strategien im Prozessverlauf anpassen. Externe<br />

Vetospieler können Entscheidungen verhindern, die in einer anderen Institution<br />

von anderen Akteuren getroffen worden sind, sie sind aber nicht an<br />

der Ausarbeitung dieser Entscheidungen beteiligt und können nur auf Pro-<br />

Übersicht 2 Interne und externe Vetospieler<br />

Typus des<br />

Vetospielers<br />

Interaktionsorientierung<br />

Vetospieler in der Mehrebenenverflechtung<br />

Regierungen Parlamente<br />

intern extern<br />

»mixed motives« (Interessen<br />

der eigenen Bürgerschaft und<br />

Interessen der Bürger im<br />

gesamten Mehrebenenverbund)<br />

»egozentrisch« (Interessen<br />

der eigenen Bürgerschaft)<br />

Veto-Strategien Drohung mit Nichteinigung Ex-ante-Definition<br />

von Mandat<br />

Ex-post-Kontrolle

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