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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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Das deutsche Verbändesystem zwischen Unitarismus<br />

und Föderalismus<br />

Gerhard Lehmbruch<br />

Es ist üblich geworden, die politische Ökonomie Deutschlands als »korporatistisch«<br />

zu charakterisieren. In der Regel hat man dabei vor allem die<br />

großen Spitzenverbände im Auge, denen ein Repräsentationsmonopol zugeschrieben<br />

wird. Indes wirft eine solche Einordnung des deutschen Falles im<br />

internationalen Vergleich immer wieder schwierige Operationalisierungsprobleme<br />

auf. Denn die Repräsentationsmonopole in Deutschland kommen<br />

bei genauerem Hinsehen weithin ohne die hierarchisch-zentralisierte Struktur<br />

aus, die man – im Anschluss an Schmitters klassische Definition – gerne<br />

als ein Merkmal korporatistischer Organisationsmonopole ansieht. Im Folgenden<br />

soll nun gezeigt werden, dass es eigentümliche entwicklungsgeschichtliche<br />

Zusammenhänge zwischen der deutschen Variante des Repräsentationsmonopols<br />

bei den organisierten Interessen und der Entwicklung<br />

des deutschen Bundesstaates gibt. Dabei haben sich eigentümliche Isomorphien<br />

zwischen den Koordinierungsformen im System der organisierten Interessen<br />

und den Kooperationsmechanismen im deutschen Bundesstaat ausgebildet.<br />

Man hat in der Vergangenheit wiederholt als eines der charakteristischen<br />

Merkmale der politischen Ökonomie der Bundesrepublik Deutschland im<br />

internationalen Vergleich die ausgeprägte »Zentralisierung« großer gesellschaftlicher<br />

Organisationen genannt. So beobachtete Shonfield (1968: 284)<br />

im westdeutschen Privatsektor einen »überwältigenden Drang, die wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen zu zentralisieren«, und später sprach Peter Katzenstein<br />

gerne in einer paradox klingenden Formulierung davon, dass hier<br />

einem »dezentralisierten Staat« eine »zentralisierte Gesellschaft« gegenüber<br />

stehe (Katzenstein 1978: 319–320, 1982: 200–201, 1987: 15–35). Zu den<br />

korporativen Akteuren, die solchermaßen als »zentralisiert« vorgestellt werden,<br />

rechnete man in dieser Sicht insbesondere die großen Verbände, sei es<br />

die der Industrie (Shonfield 1968: 287), die Gewerkschaftsbewegung (Kat-

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