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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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292 V · Erklärung und Verallgemeinerung<br />

dern eher die Erklärung spezifischer politischer Entscheidungen oder die<br />

Einschätzung der politischen Realisierbarkeit bestimmter Politik-Optionen.<br />

In der anwendungsorientierten Policy-Forschung könne eine in Betracht<br />

gezogene Kausalkette nicht willkürlich verkürzt werden, sondern<br />

müsse alle unabhängigen und intervenierenden Variablen und Variablen-<br />

Ketten miteinbeziehen (<strong>Scharpf</strong> 2000: 59–60).<br />

Dies könnte man so interpretieren, dass der wissenschaftliche Anspruch in<br />

der angewandten Politikforschung relativiert wird. Auf der anderen Seite<br />

unterstreicht <strong>Scharpf</strong> jedoch, dass das Ziel von Policy-Analysen nicht nur<br />

darin bestehe, singuläre Politikprozesse zu beschreiben, sondern generalisierbares<br />

Wissen zu produzieren, das über Einzelfälle hinausweist. Im Idealfall<br />

gehe es darum, generelle Kausalmodelle zu definieren, die angeben, wie<br />

und warum eine bestimmte Faktorenkonstellation eine vermutete Wirkung<br />

hervorbringt. Auf Grund der Spezifik des Untersuchungsgegenstandes und<br />

der Spezifik der Fragestellung liegt seine Lösung daher nicht in der Anwendung<br />

allgemeiner Theorien in einem konventionellen deduktiven Erklärungsschema.<br />

Es gäbe keine allgemeinen Theorien, die in der Lage wären,<br />

die Komplexität der Erklärungsgegenstände in diesem Gebiet adäquat zu erfassen.<br />

Fruchtbarer sei es, eine Vielzahl von Partialtheorien, die auf kleinere<br />

oder mittlere Mechanismen menschlichen Handelns und menschlicher Interaktion<br />

verweisen, modulartig zu kombinieren (<strong>Scharpf</strong> 2000: 63–66).<br />

Vor dem Hintergrund dieser beiden von mir zugespitzten Thesen ist das<br />

Ziel dieses Aufsatzes, sowohl die Spezifik des Erkenntnisobjekts als auch<br />

die typische Fragestellung von Policy-Analysen zu untersuchen und zu bewerten.<br />

Hierzu wird zunächst auf die allgemeine Diskussion der Komplexitätsproblematik<br />

in wissenschaftlichen Erklärungen eingegangen. Anschließend<br />

wird die Frage nach der Komplexität von Policy-Prozessen verfolgt. In<br />

einem weiteren Punkt wird ein Spektrum methodischer Erklärungsansätze<br />

vorgestellt, die zur Komplexitätsbewältigung bei sozialen sowie politischen<br />

Forschungsgegenständen vorgeschlagen wurden und partiell auch in der Policy-Analyse<br />

anwendbar sind.

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