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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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232 III · Die Handlungsfähigkeit der Demokratie<br />

die dennoch die Fachressorts nicht ausschließen, welche über Spezialwissen<br />

und Verbindungen zu gesellschaftlichen Interessengruppen verfügen.<br />

3. Verhandlungssysteme, die keinen Zwang zu unilateraler Abstimmung<br />

vorsehen, geben mehr Raum <strong>für</strong> strategische Optionen der Akteure. In<br />

ihnen können »Opting-out«-Regelungen genutzt werden, um Widerstände<br />

einzelner Regierungen durch bilaterale Sondervereinbarungen zu überwinden.<br />

Da nicht-konsensuale Lösungen leichter sind, sinkt der Druck,<br />

konfliktminimierende Entscheidungsregeln anzuwenden. Gleiches gilt,<br />

wenn die Möglichkeit der Mehrheitsabstimmung als Entscheidungsregel<br />

vorgesehen ist.<br />

4. Konstruktive Strategien von internen wie externen Vetospielern werden<br />

des Weiteren durch institutionelle Regeln gefördert, welche Kommunikationsstrukturen<br />

zwischen »Arenen« und »Ebenen« schaffen. Durch sie<br />

können sich Akteure über die Wirkungen von Vetostrategien informieren,<br />

ferner unterstützen sie die wechselseitige Übernahme von Perspektiven,<br />

welche rein egozentrische Handlungsorientierungen aufbrechen und<br />

Präferenzanpassungen an externe Effekte induzieren. Beispiele <strong>für</strong> solche<br />

Kommunikationsstrukturen sind Parlamentsausschüsse, die Schnittstellen<br />

zwischen Regierungen und Parlamenten darstellen (Benz 2002), sowie<br />

ebenenüberschreitende Gremien der Parlamentskooperation beziehungsweise<br />

der Kooperation von Regierungen in Ausschüssen, welche die Arbeit<br />

der formal zuständigen Verhandlungsgremien vorbereiten. Derartige<br />

Kommunikationsstrukturen ersetzen feste Arenenkopplungen, die <strong>für</strong><br />

blockierende Störungen zwischen inkongruenten Entscheidungsregeln<br />

anfällig sind, durch »lose Kopplungen«, die mehr Freiräume <strong>für</strong> strategisches<br />

Handeln bieten.<br />

7 Folgerungen <strong>für</strong> die vergleichende Forschung<br />

zu Mehrebenensystemen<br />

Diese Überlegungen zu den institutionellen Bedingungen konstruktiver<br />

Strategien von Vetospielern in der Politikverflechtung sind noch nicht hinreichend<br />

theoretisch und empirisch fundiert. Sie sollen hier lediglich andeuten,<br />

mit welchen Fragen sich die Forschung zu Mehrebenensystemen befasst<br />

und mit welcher Perspektive diese betrieben werden sollte. Um strategisches<br />

Handeln von Vetospielern angemessen zu untersuchen und um die Kontext-

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