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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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M.G. Schmidt · »Komplexe Demokratietheorie« nach drei Jahrzehnten 157<br />

Land mit den besonders vielschichtigen politischen Vorgängen. In ihm wird<br />

jedes politische Vorhaben zu einem schwierigen Balanceakt mit ungewissem<br />

Ausgang, und zwar deshalb, weil besonders viele Akteure mitwirken,<br />

unter ihnen auch Vetospieler im Sinne von Tsebelis. Man braucht nur erinnern<br />

an das Mit- und Gegeneinander von Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat<br />

und Länderregierungen, kommunaler Selbstverwaltung, Selbstverwaltungseinrichtungen<br />

der Sozial- und der Gesundheitspolitik, autonomer<br />

Zentralbank, sozialpartnerschaftlich geregelten Arbeitsbeziehungen mit Regelungsschwerpunkten<br />

in der Lohnbildung und eines weit ausgebauten Arbeitsrechts.<br />

Nicht zuletzt kommt die wachsende Bedeutung der europäischen<br />

Integration hinzu. Deutschland ist anfällig <strong>für</strong> – ein Lieblingswort<br />

<strong>Scharpf</strong>s – »Malaise« (vgl. z.B. <strong>Scharpf</strong> 1997b), also <strong>für</strong> Misere oder Missstimmung<br />

oder beides zugleich.<br />

2 Die erweiterte Variante der komplexen<br />

Demokratietheorie<br />

Die komplexe Demokratietheorie verblieb nicht in der Fassung von 1970.<br />

Ihr Verfasser hatte sie ausdrücklich als »Versuch« (<strong>Scharpf</strong> 1970: 92) gewertet.<br />

Dass der Versuch der Korrektur und Erweiterung bedurfte, lag auf<br />

der Hand. Die Architektur des Ansatzes von 1970 – empirisch und normativ,<br />

am Input und Output orientiert sowie viele Ziele analysierend – behält<br />

<strong>Scharpf</strong> in späteren Arbeiten im Grundsatz bei und entwickelt sie weiter.<br />

Allerdings konzentriert sich die Aufmerksamkeit nun überwiegend auf Fragen<br />

der politischen Steuerung und des Outputs. Hingegen verliert die beteiligungsorientierte<br />

Dimension, insbesondere die Beteiligung der Bürger, an<br />

relativer Bedeutung. 7<br />

Demokratietheoretische Erträge zu Chancen und Problemen der politischen<br />

Gestaltung wirft zunächst vor allem die Theorie der Politikverflechtung<br />

ab. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf schwerwiegende Steuerungsprobleme<br />

von Staatsverfassungen mit ausgeprägter horizontaler und vertikaler<br />

– vor allem bundesstaatlicher – Fragmentierung der Staatsorganisation einerseits<br />

und einer Politikverflechtung der Exekutiven von Gliedstaaten und<br />

Bund, die andererseits die Fragmentierung überbrückt (<strong>Scharpf</strong>/Reissert/<br />

7 Das spiegelt auch die Demokratiedefinition in <strong>Scharpf</strong> (1993a: 26) wider.

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