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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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Benz · Konstruktive Vetospieler in Mehrebenensystemen 231<br />

Anderes gilt <strong>für</strong> institutionelle Bedingungen, welche das Verhalten von<br />

Vetospielern beeinflussen. Sie verdienen zudem die besondere Aufmerksamkeit<br />

der politikwissenschaftlichen Forschung, weil sie grundsätzlich veränderbar<br />

sind. Auch bei konsequenter Berücksichtigung von Akteurstrategien<br />

stellen institutionellen Reformen einen Weg dar, um Politikergebnisse zu<br />

verbessern. Wenn wir die Wirkungen von Institutionen auf Vetostrategien<br />

kennen, so können wir auch etwas darüber aussagen, wie ein politisches System<br />

an Handlungs- und Innovationsfähigkeit gewinnen kann, ohne dass die<br />

Vorteile der Aufteilung von Macht aufgegeben werden.<br />

Die folgende Aufzählung von institutionellen Bedingungen <strong>für</strong> konstruktive<br />

Strategien in Mehrebenensystemen stützt sich im Wesentlichen auf Ergebnisse<br />

empirischer Untersuchungen. Sie ist nicht durch eine Theorie geleitet<br />

und beansprucht deswegen keine Vollständigkeit. Ferner darf daraus<br />

nicht geschlossen werden, dass bei Vorliegen der genannten Bedingungen<br />

die blockierenden Effekte von Politikverflechtung vollkommen ausgeschlossen<br />

wären. Auch diese institutionellen Regeln stellen nur einen Rahmen dar,<br />

welcher die erwünschten Ergebnisse begünstigt, aber nicht zwingend herstellt.<br />

1. Die Gestaltung von Verfahrensregeln <strong>für</strong> Verhandlungsprozesse gehört<br />

vermutlich zu den wichtigsten Voraussetzungen effektiver Politik in verflochtenen<br />

Systemen. Implizit belegen dies bereits die Studien zur Politikverflechtung<br />

(<strong>Scharpf</strong>/Reissert/Schnabel 1976), in denen auf spezifische<br />

Verfahrensmodalitäten in der Bund-Länder-Kooperation hingewiesen<br />

wurde. Explizit herausgestellt wurden Verfahrensregeln in der Untersuchung<br />

von Rainer Eising (2000: 228–233, 2000a) zu den Verhandlungen<br />

im Ministerrat der EU über Deregulierung der Energiewirtschaft. Insbesondere<br />

die sachliche Aufgliederung der Konfliktgegenstände, die Einrichtung<br />

verschiedener Verhandlungsforen mit variierendem Beteiligtenkreis<br />

sowie die Regel, einmal getroffene Vereinbarungen über Teilfragen<br />

nicht erneut zum Verhandlungsgegenstand zu machen, scheint eine wichtige<br />

Bedingung <strong>für</strong> »Policy«-Lernen zu sein. Ferner entscheidet der Grad<br />

der Zentralisierung von Verhandlungen über die Möglichkeiten, Paketlösungen<br />

zu finden (<strong>Scharpf</strong>/Benz 1991: 99).<br />

2. Eine wichtige Voraussetzung innovativer Politik in einem Mehrebenensystem,<br />

das gleichwohl offen ist <strong>für</strong> eine hinreichende Interessenberücksichtigung,<br />

stellt die Differenzierung des Verhandlungssystems in unterschiedliche<br />

Arenen dar. Nur in solchen Strukturen ist die Strategie des<br />

»level shifting« anwendbar. Ferner sind Paketlösungen nur zu erreichen<br />

in Verhandlungsstrukturen, die politikfeldübergreifend angelegt sind und

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