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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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38 I · Reformen und Innovationen<br />

<strong>Scharpf</strong> 1995b; Ostrom 1999a) in Betracht zu ziehen, wenn es um geeignete<br />

Kategorien zur Strukturierung der Analyse geht. Bei genauerer Betrachtung<br />

erweist sich das Advocacy Coalition Framework (ACF) dem Zyklusmodell<br />

und den Rational-Choice-Ansätze insofern als überlegen, als es einen Set<br />

heuristischer Hypothesen anbietet. Diese fokussieren Orientierungen (»beliefs«)<br />

und Entscheidungsprämissen der Akteure in unterschiedlichen Abstraktionsgraden,<br />

die Interaktion zwischen der Be<strong>für</strong>worterkoalition eines<br />

Politikwandels und ihren Gegenspielern sowie die Bedingungen, unter denen<br />

es zu Orientierungswandel, Politikwandel und Politiklernen (»policy<br />

learning«) kommt. Der kognitive Fokus des ACF korrespondiert der Beobachtung,<br />

dass sozialpolitischen Innovationen regelmäßig tief greifende<br />

Veränderungen der Problemwahrnehmung und -interpretation vorausgingen.<br />

Mehr noch als in anderen Politikfeldern gilt <strong>für</strong> die frühe Sozialpolitik:<br />

Policy development is essentially about a process of problem setting; it is concerned<br />

with developing new purposes and new interpretations of the inchoate<br />

signs of stress in the system that derive from the past.<br />

(Rein/Schon 1977: 235; Hervorh. im Orig.)<br />

»(P)roblem-setting frames of social policy« und insbesondere »frame shifts«<br />

(Rein 1987: 30) markieren die typischen Ausgangsbedingungen sozialpolitischer<br />

Innovation. Dennoch ist es nicht zweckmäßig, sich auf die anlassgebenden<br />

Deutungsinnovationen zu beschränken, weil diese im Verlauf der<br />

anschließenden Politikentwicklungs-, Koalitionsbildungs- und Entscheidungsprozesse<br />

oft erhebliche Veränderungen erfahren. Deshalb geht es in den folgenden<br />

Sekundäranalysen um erfolgsentscheidende Faktoren der Politikinnovation<br />

in allen Stadien des Politikprozesses.<br />

Zu diesem Zweck werden einzelne Fälle anhand einer dem ACF entlehnten<br />

Begrifflichkeit dargestellt. Die verdichtete Darstellung beginnt mit einem<br />

Blick auf das entstehende Policy-Subsystem und die anlassgebende Interpretation<br />

des sozialen Problems. Mit Bezug auf die jeweilige Variante der<br />

»sozialen Frage« werden die Initiativakteure und ihre Unterstützer, das heißt<br />

die Koalition der Be<strong>für</strong>worter, skizziert. Analoge Informationen werden auch<br />

zur Koalition der Innovationsgegner und, soweit vorhanden, relevanter<br />

»bystanders« präsentiert. Daran schließt sich ein Abriss des Entscheidungsprozesses<br />

an, der dem institutionenbegründenden Kompromiss vorausgeht.<br />

Schließlich werden vergleichsfähige Merkmale des einzelnen Falls, die vorgenommenen<br />

Themenverkoppelungen (»deals«) sowie die augenscheinlich<br />

gravierendsten Innovationshindernisse resümiert.

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