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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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302 V · Erklärung und Verallgemeinerung<br />

Gegenstand haben. Abstrakt ausgedrückt umfasst eine Policy die verbindliche<br />

Festlegung bewerteter Handlungsoperationen oder Strategien, um bestimmte<br />

Ziele zu erreichen beziehungsweise Probleme zu lösen.<br />

Aus dieser Definition folgt, dass die Policy-Analyse weniger darauf aus<br />

ist, allgemeine Zusammenhänge zu erforschen, sondern eher problem- und<br />

fallspezifische Erkenntnisse produzieren möchte (Mayntz 1997: 306). In<br />

ihrem ursprünglichen Sinn ist Policy-Analyse eine Variante anwendungsorientierter<br />

Sozialwissenschaft, wie sie von Campbell (1984) und Bunge<br />

(1998) skizziert wurde. Die Prinzipien der reinen Wissenschaft lassen sich<br />

dort nur begrenzt umsetzen. Im System der Wissenschaften von Mario Bunge<br />

(1998: 297) ist Policy-Forschung eine Sozialtechnologie, die darauf gerichtet<br />

ist, existierende Sozialsysteme zu erhalten, zu reparieren, zu verbessern<br />

oder zu ersetzen. Er vergleicht sie innerhalb der Sozialwissenschaften<br />

mit den Erziehungs-, den Rechts- und Managementwissenschaften. Ein naturwissenschaftliches<br />

Pendant hierzu wäre beispielsweise die Medizin.<br />

Ausgangspunkt einer Policy-Analyse ist ein bestimmtes gesellschaftliches<br />

Problem, das durch individuelles oder kollektives, durch privates oder<br />

öffentliches Handeln gelöst beziehungsweise in irgend einer Form »bewältigt«<br />

werden muss (Héritier 1987). Ein basales Schematisierungsmittel dieses<br />

Problemlösungsprozesses ist der Policy-Zyklus, der analog zum Produktzyklus<br />

in der Betriebswirtschaft den Produktionsprozess einer bestimmten<br />

Politik in Phasen zerlegt. In der ersten Phase geht es darum, ob und wie ein<br />

bestimmtes Problem auf die politische Tagesordnung gelangt und von relevanten<br />

politischen Akteuren (in der Regel Organisationen) aufgegriffen<br />

wird. Zur Thematisierungsphase gehört auch die Definition und Spezifizierung<br />

des zu bearbeitenden Problems. Im Anschluss geht es um die Programmformulierung,<br />

in der in den relevanten Policy-Arenen entschieden<br />

wird, mit welcher Kombination von Policy-Instrumenten in den Problembereich<br />

interveniert wird. Die Implementationsphase zielt auf die Umsetzung<br />

des Programms. Um möglichst sparsam mit gesellschaftlichen Ressourcen<br />

umzugehen, ist es schließlich ratsam, den Gesamtprozess zu evaluieren.<br />

Hierbei werden Wirksamkeit und Effizienz eines politischen Programms<br />

überprüft. Policy-Analysen müssen beispielsweise erklären können, warum<br />

in manchen politischen Systemen Probleme früher erkannt wurden, warum<br />

spezifische politische Programmformen und Kombinationen von Policy-<br />

Instrumenten wirksamer und effizienter sind, und auf Grund welcher Bedingungen<br />

Programme wirksamer umgesetzt werden können. Dies alles muss<br />

letztlich auf der Basis des Handelns von Individuen und Organisationen erklärt<br />

werden, die sich in der Perzeption von Problemen und der Präferenz

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