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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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250 IV · Föderalismus und Unitarismus<br />

die Regel zu falsifizieren, dass bundesstaatliche Systeme die Entstehung einer<br />

exzessiven Wohlfahrtsstaatlichkeit verhindern, weil die Zahl der Veto-<br />

Spieler und Mitentscheider zu groß ist (Wachendorfer-Schmidt 2000: 244).<br />

Der duale Föderalismus der USA und der Schweiz hat somit auch ein paar<br />

Vorteile über den Exekutivkooperationsföderalismus der Bundesrepublik<br />

und den zentralisierten Föderalismus à la Österreich erlangt. Dass nur der<br />

Verbundföderalismus die Tendenz zum »Förderalismus« in einem Unterstützungsverein<br />

auf Gegenseitigkeit stärkt (Schneider 1998), ist noch nicht<br />

durch vergleichende Studien bewiesen. Ein »Grants-in-aid«-System amerikanischen<br />

Musters produziert andere Irrationalitäten und gibt in der Beantragungsstrategie<br />

häufig den weniger bedürftigen Einheiten Startvorteile.<br />

In den stark asymmetrischen Systemen eines unvollständigen Föderalismus<br />

wie in Spanien oder gar in Russland, überwogen in der Anfangsphase<br />

die bilateralen Verhandlungen. In Russland nahmen sie geradezu erpresserische<br />

Formen an, solange das Zentrum unvollständige Kontrolle über die Peripherie<br />

hatte. Erst unter Putins Föderalismusreform werden die zentrifugalen<br />

Tendenzen gebändigt (von Beyme 2000). Spanien ist ein Beispiel da<strong>für</strong>,<br />

dass mit wachsender Konsolidierung des Systems wenigstens die horizontale<br />

Politikverflechtung wächst, wie in den sektoralen Konferenzen. Das<br />

Verfassungsgericht Spaniens hat einige dieser Innovationen angeregt – und<br />

war in diesem Punkt einflussreicher als das russische Pendant. Die Konferenzen<br />

der 17 autonomen Einheiten in Spanien sind jedoch noch keine Beschlussorgane,<br />

sondern haben eher Seminarcharakter. Spieltheoretisch sind<br />

die intergouvernementalen Verhandlungen nicht als ein Spiel der 17 plus 1<br />

Akteure angesehen worden, sondern als Spiel von 18 separaten Akteuren<br />

(Grau i Creus 2000: 62, 73).<br />

c) Parteiensysteme haben die Asymmetrisierung in vielen Föderationen vorangetrieben.<br />

Wo Regionalparteien stark sind, wie im Baskenland und in<br />

Katalonien, in Südtirol, in Bayern oder Schottland, kann die Vetomacht der<br />

Regionalparteien zu Asymmetrien im Einfluss führen. Wo überwiegend ein<br />

bundesweites Parteiensystem entstand, wie in Deutschland (mit Ausnahme<br />

der PDS in Ostdeutschland und der CSU in Bayern) sind die Zentralisierungstendenzen<br />

stark. In anderen Ländern wie in Kanada ist das alte föderale<br />

Zweiparteiensystem in den neunziger Jahren erodiert und hat die Erpressungsmacht<br />

der kleineren Parteien verstärkt, obwohl Kanada am Westminstermodell<br />

des Wahlrechts festhielt und damit die Vorstellung der Hermens-<br />

Schule falsifizierte, dass ein relatives Mehrheitswahlrecht ein Bollwerk gegen<br />

Parteienfragmentierung darstelle.

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