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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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von Beyme · Die Asymmetrisierung des postmodernen Föderalismus 243<br />

tadoren, die unabhängiger vom Zentrum wurden. Der in Russland gewählte<br />

Institutionenmix förderte daher die zentrifugalen Tendenzen im System.<br />

Dennoch hat das Land die Illusion genährt, die föderalen Subjekte seien annähernd<br />

gleich – mit Abstrichen à la Deutschland oder Österreich. Kombiniert<br />

man aber die beiden Optionen des Föderalismus (gleiche – ungleiche<br />

modifizierte Rechte) und des Wahlrechts (Mehrheits- oder Verhältniswahl),<br />

so liegt Russland in einer auffallenden Zwitterposition in der Mitte (vgl.<br />

Übersicht 1).<br />

Übersicht 1 Institutionenmix zur Milderung territorialer Konflikte<br />

Wahlrecht<br />

Proporz<br />

majoritär<br />

Föderalismus<br />

Gleiche Rechte Ungleiche Rechte<br />

Gemäßigt egalitär:<br />

Deutschland, Österreich<br />

Egalitär: Schweiz, Belgien<br />

Equal states’ rights:<br />

USA<br />

Russland<br />

Modifizierte Autonomien:<br />

Spanien, Italien<br />

Devolution:<br />

Großbritannien<br />

Die graphische Momentaufnahme darf nicht den Blick <strong>für</strong> eine permanente<br />

Dynamik der Entwicklung verstellen. Die britische Devolution könnte nach<br />

der Einrichtung von Parlamenten <strong>für</strong> Schottland und Wales 1999 in spanische<br />

Richtung gedrängt werden (Sturm 2001: 101) und nur noch durch das<br />

Wahlrecht vom spanischen Modell getrennt sein. Selbst dieses könnte langfristig<br />

zur Disposition gestellt werden, wie die Wahl nach dem Verhältniswahlrecht<br />

<strong>für</strong> die Europawahlen in England zeigen.<br />

Russland hat in unglücklicher Weise deutsche, amerikanische und spanische<br />

Elemente der Lösung von Konflikten der territorialen Subsysteme<br />

kombiniert. Es ist am ehesten noch mit dem indischen Föderalismus zu vergleichen<br />

(Traut 1995: 118). Die konstituierende Macht <strong>für</strong> die territorialen<br />

Einheiten wurde vom Zentrum beansprucht. Wo diese Macht herausgefordert<br />

wurde, verhielt sich die Föderation nicht immer konsequent. Die Trennung<br />

von Tschetschenien und Inguschetien (1991) wurde akzeptiert. Ein

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