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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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M.G. Schmidt · »Komplexe Demokratietheorie« nach drei Jahrzehnten 165<br />

zentrierten Institutionalismus« (<strong>Scharpf</strong> 1997, 2001) imprägniert ist und<br />

somit sowohl die Interaktion sowie die separaten Wirkungen von Institutionen<br />

und handelnden Akteuren im Blick hat.<br />

3 Würdigung der komplexen Demokratietheorie<br />

Die komplexe Demokratietheorie hat vielen konkurrierenden Angeboten einiges<br />

voraus. 11 Ein besonderer Konkurrenzvorteil vor anderen Theorien<br />

liegt in der Analyse von Chancen und Grenzen politischer Steuerung und<br />

der mit ihr verknüpften Output-Legitimierung. Hier spielt die komplexe<br />

Demokratietheorie an der vordersten Front der Forschung mit – während die<br />

Input-Seite des demokratischen Prozesses von ihr erheblich weniger Aufmerksamkeit<br />

bekam. Weithin in Forschungsneuland führt ihre Erörterung<br />

der Kosten der Denationalisierung von Ökonomie und Politik und des<br />

Spannungsverhältnisses zwischen Transnationalisierung und demokratischer<br />

Legitimation. Eine weitere Stärke liegt darin, dass die komplexe Demokratietheorie<br />

einen klaren Blick <strong>für</strong> die Gefährdung der Demokratie behalten<br />

hat, auch <strong>für</strong> Gefährdungen, die auf leisen Sohlen einherkommen, beispielsweise<br />

die Denationalisierung. Überdies erweist sich die komplexe Demokratietheorie<br />

als lernfähig – begrifflich-theoretisch, bezüglich der Forschungsdesigns<br />

und in empirischer Hinsicht. In den siebziger Jahren noch hatte sie<br />

beispielsweise die Chancen politischer Steuerung insgesamt als hoch, ja: als<br />

zu hoch, eingestuft. Gleiches gilt <strong>für</strong> ihre Einschätzung der Chancen zunehmender<br />

politischer Beteiligung, trotz aller Disziplinierung durch realistische<br />

Demokratietheorie. Seit etwa Mitte der achtziger Jahre neigt die Theorie<br />

dazu, nun im Zeichen zunehmender Denationalisierung stehend, die<br />

Grenzen demokratisch legitimierter Willensbildung und Entscheidungsfindung<br />

überzubetonen und den Handlungsspielraum des Nationalstaates zu<br />

gering zu veranschlagen. Davon ist auch heutzutage noch manches sichtbar,<br />

so beispielsweise in der – später korrigierten – These, die transnationale Integration<br />

der Wirtschaft habe die Fähigkeit der Nationalstaaten zur Domestizierung<br />

des Kapitalismus beseitigt. 12<br />

11 Für Details siehe Schmidt (2000: 539–550).<br />

12 <strong>Scharpf</strong> (1998: 150), vgl. dagegen <strong>Scharpf</strong>/Schmidt (2000).

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