Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />
8 Sitzen bilden die Opposition im Landesparlament.<br />
Von den sechs Parteien, die bei den Wahlen zum<br />
Landtag 2004 erfolgreich waren, tritt nur die<br />
Republikanische Partei (RP) <strong>für</strong> die Sezession von<br />
Dänemark ein. 187 Diese Partei war 1948 aus Protest<br />
gegen die begrenzte Autonomie der Färöer gegründet<br />
worden, liegt aber in allgemeinpolitischen Fragen auf<br />
einer eher sozialdemokratischen Linie. Die übrigen<br />
Parteien be<strong>für</strong>worten eine weitergehende Autonomie<br />
im Rahmen des dänischen Staats. Ungeachtet<br />
dieser Forderungen nach mehr Autonomie oder gar<br />
Unabhängigkeit muss auch berück-sichtigt werden,<br />
dass die Änderung des heutigen Status der Färöer<br />
den erheblichen Finanzbeitrag Dänemarks aufs Spiel<br />
setzt.<br />
3.5.4 Die Entstehung der grönländischen<br />
Autonomie<br />
114<br />
Bevölkerung (2005) 56.375<br />
Fläche 2,166,086 km 2<br />
Hauptstadt<br />
Nuuk<br />
Amtssprachen<br />
Inuktitut, Dänisch<br />
Autonomie seit 1979<br />
http://en.wikipedia.org/<br />
Die Bevölkerung Grönlands setzt sich aus 47.000<br />
Inuit und 9.000 Dänen zusammen. Ethnisch und<br />
sprachlich sind die Inuit Grönlands eng mit den<br />
Inuit in Kanada, Alaska und Sibirien verwandt. Die<br />
Mehrheit der 56.000 Einwohner lebt im Südwesten<br />
und Westen der Insel. Grönland ist ursprünglich von<br />
aus Nordamerika kommenden Inuit besiedelt worden,<br />
bevor im 11. Jahrhundert skandinavische Wikinger<br />
die Insel erreichten. Die Insel kam 1380 unter die<br />
Herrschaft der dänisch-norwegischen Krone. Nach den<br />
Napoleo-nischen Kriegen blieb sie mit den Färöern und<br />
Island Teil Dänemarks. Von 1814 bis zur Besetzung<br />
Dänemarks durch die Nazi war Grönland eine Art<br />
Kolonie, dann übernahmen im April 1940 die USA die<br />
Verantwortung <strong>für</strong> die Verteidigung und Verwaltung<br />
der Insel. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Grönland<br />
den Dänen zurückgegeben und voll ins Königreich<br />
eingegliedert. Der Kolonialstatus endete 1953, als<br />
die neue dänische Verfassung allen Staatsbürgern<br />
dieselben Rechte garantierte. Allerdings enthielt<br />
diese Verfassung keine Bestimmung zum eventuellen<br />
Selbstbestimmungsrecht der Inuit.<br />
187 Vgl. die offiziellen Websiten der Regierungen Grönlands und<br />
der Färöer: www.tinganes.fo und www.logting.fo sowie International<br />
Committee of Lawyers for Tibet, op. cit., S.135-147<br />
In den 60er und 70er Jahren wuchs das politische<br />
Bewusstsein nationaler Identität und politischer<br />
Grundrechte unter den Inuit und dies führte zu<br />
Forderungen <strong>für</strong> einen grundlegenden Wandel in<br />
den politischen Beziehungen zu Dänemark. Im<br />
Oktober 1972 stimmten 75% der Grönländer gegen<br />
die Mitgliedschaft in der EG, doch zunächst wurde<br />
Grönland als nicht autonomer Teil Dänemarks auch Teil<br />
der EG. Dies führte 1975 zur Bildung einer gemischten<br />
grönländisch-dänischen Kommission, um Wege zu<br />
mehr Eigenständigkeit bzw. Autonomie der Insel unter<br />
dänischer Souveränität zu erkunden.<br />
Es entstand ein Vorschlag <strong>für</strong> einen Autonomiestatus<br />
Grönlands, in dessen Rahmen nahezu alle inneren<br />
Angelegenheiten der Insel dem regio-nalen Parlament<br />
und Regierung übertragen werden sollten. Über diesen<br />
Anfang 1979 vorgelegten Autonomie-gesetzentwurf<br />
stimmte die Bevölkerung am 1. Mai 1979 ab: 70,1% der<br />
Grönlander sprachen sich <strong>für</strong> die Autonomie aus. Mit<br />
der darauffolgenden Ratifizierung durch das dänische<br />
Folketing wurde Grönland zur autonomen Region unter<br />
der dänischen Krone. Im April 1979 wählte Grönland<br />
zudem seine erste autonome Versammlung. 188<br />
Die neue Autonomie verschuf Grönland auch eine<br />
weitreichende Mitbestim-mungsmöglichkeit seiner<br />
Außenwirt-schaftspolitik. Im Februar 1982 wurde ein<br />
188 Die Rechtsgrundlage der Autonomie Grönlands wird erläutert<br />
von Sven Wulff (2005), The Legal Bases for the Inughuit Claim to<br />
their Homelands, in: International Journal of Minority Affairs and<br />
Group Rights, no. 12/1