Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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3.16 Die autonome<br />
Region des Muslimischen<br />
Mindanao (Philippinen)<br />
3 Territorialautonomie am Werk<br />
Bevölkerung (1.5.2000) 2,803.805<br />
Fläche 12.695 km 2<br />
Hauptstadt<br />
Cotabato City<br />
Religionsgemeinschaften<br />
5% Katholiken, 4%<br />
90% Muslime,<br />
Protestanten, 1% andere<br />
Autonomie seit 6. November 1990<br />
http://en.wikipedia.org/<br />
Die Autonome Region des Muslimischen Mindanao<br />
(“Autonomous Region of Muslim Mindanao”, ARMM)<br />
umfasst fünf Provinzen und eine Stadt auf der<br />
philippinischen Insel Mindanao und den Sulu Inseln.<br />
Die ARMM wurde am 1. August 1989 geschaffen<br />
und offiziell am 6. November 1990 in Cotabato<br />
City proklamiert. 235 Im August 1996 wurde, nach<br />
einem Abkommen mit der Moro National Liberation<br />
Front (MNLF), ein regionales Referendum über die<br />
Ausweitung der Autonomie auf weitere vier Provinzen<br />
abgehalten. Während der politische und militärische<br />
Konflikt mit anderen Gruppen der Muslime Mindanaos<br />
anhält, schlossen sich am 19. September 2001 die<br />
Provinzen Basilan und die Stadt Maraun der ARMM an.<br />
Ihr heutiges Gebiet erstreckt sich somit auf die beiden<br />
mehrheitlich von Muslimen bewohnten Provinzen<br />
Mindanaos und auf nahezu den gesamten Sulu-<br />
Archipel.<br />
Die spanische Herrschaft und Kolonisierung hat die<br />
religiöse Welt dieser Inseln tiefgreifend verändert.<br />
2005 waren 5% der Bevölkerung der Philippinen<br />
Muslime, die vor allem im Südwesten Mindanaos, im<br />
südlichen Paliwand und auf Sulu leben. Nur mehr ein<br />
Fünftel der 14 Millionen Einwohner Mindanaos sind<br />
Muslime. Diese sog. Moros bilden keine geschlossenen<br />
ethnische Gruppe, sondern bestehen aus mindestens<br />
zehn Untergruppen mit unterschiedlichen Sprachen<br />
und Kulturen. In der heutigen ARMM leben einige dieser<br />
Moro-Ethnien, doch bei weitem nicht alle Ethnien des<br />
autonomen Gebietes, wie z.B. die Maranaos, Tansugs<br />
und Lumads, sind Muslime.<br />
235 Vgl:http://en.wikipedia.org/wiki/muslim_mindanao und:<br />
http://en.wikipedia.org/wiki/ARMM . Die ARMM wurde durch das<br />
Gesetz der Republik Nr. 6734 unter Präsident Aquino geschaffen.<br />
3.16.1 Die Entstehung der Autonomie 236<br />
Mindanao, die zweitgrößte Insel der Philippinen, kam<br />
erstmals im späten 16. Jahrhundert mit Spanien in<br />
Kontakt, als spanische Soldaten und Mönche einige<br />
Gebiete kolonisierten. Der Islam hatte auf Mindanao,<br />
von Malaya kommend, schon im 14. Jahrhundert Fuß<br />
gefasst und 1622 war fast die gesamte Insel islamisch<br />
geprägt. Magellan wurde von einem muslimischen<br />
Häuptling ermordet. Die Spanier nannten die Muslime<br />
Mindanaos „Moros“ genau wie die islamische<br />
Bevölkerung Nordafrikas. Nicht alle <strong>Völker</strong> Mindanaos<br />
waren islamisiert worden: einige pflegten animistische<br />
Religionen, bevor sie zum Christentum „bekehrt“<br />
wurden. Die Ankunft der Spanier im späten 16.<br />
Jahrhundert einte verschiedene islamische <strong>Völker</strong> im<br />
Widerstand gegen die Invasoren, doch vergeblich.<br />
Den spanischen Truppen gelang es jedoch nicht, alle<br />
Moro-Ethnien zu unterjochen. Nach dem spanischamerikanischen<br />
Krieg von 1898 übernahmen die<br />
USA die Kontrolle über die Philippinen, das ihnen im<br />
Friedensabkommen <strong>für</strong> 20 Millionen Dollar abgetreten<br />
worden war. Muslimische Moros leisteten auch den<br />
USA weiterhin Widerstand. Bis 1902 benötigte die<br />
neue Kolonialmacht, um den Aufstand der Moros auf<br />
Mindanao niederzuschlagen, das forthin direkt von der<br />
236 Die Entstehung des Konflikts wird detailliert erläutert von<br />
Rosalita Tolibas-Nunez (1997), Roots of conflict. Muslims, Christians<br />
and the Mindanao Struggle, Asian Institute of Management,<br />
Makati City<br />
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