Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker

2 Das Konzept der politischen Autonomie
Kommunen wahrgenommen werden, einen erweiterten
Aufgabenbereich autonom wahrzunehmen. Es geht
bei Lokalautonomie primär um Befugnisse, die im
kulturellen Interesse der betroffenen Gemeinschaft
liegen wie z.B.: 76
- die Regelung von Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit
in öffentlichen Institutionen und Diensten der
lokalen Verwaltung;
- der Gebrauch von Namen und Symbolen der
nationalen Minderheit;
- die Regelung lokaler Bräuche und
Festlichkeiten;
- der Denkmalschutz;
- die lokale Polizei, lokales Bildungswesen
- lokale Print- und elektronische Medien
- die Pflege lokaler Traditionen
- die Förderung lokal bedeutsamer
Wirtschaftstätigkeiten.
Lokale Selbstverwaltung oder Lokalautonomie muss
auch das Recht umfassen, demokratisch legitimierte
Institutionen zu errichten. Darüber hinaus sollte dafür
gesorgt werden, dass die nationalen Minderheiten in
allen übrigen Verwaltungsaufgaben nach Maßgabe
ihres proportionalen Anteils an der Gesamtbevölkerung
des Gebiets beteiligt werden.
Elemente von Kulturautonomie, vor allem
die Selbstverwaltung des Schulwesens und
eigenständige Führung kultureller Angelegenheiten
durch die jeweiligen Gemeinschaften, haben in
verschiedenen Autonomiesystemen von Regionen
mit Territorialautonomie Eingang gefunden, wie etwa
in Neukaledonien, Südtirol, in den Atlantikregionen
Nicaraguas. Auch wenn in einer Region zwei oder
mehrere Kulturgruppen bzw. Ethnien zusammen-leben,
können die kulturellen Aufgaben der öffentlichen
Institutionen getrennt gestaltet und verwaltet werden.
Ihre Angebote und Dienstleistungen richten sich dann
an die Mitglieder der jeweiligen Gruppe.
Lokale Selbstverwaltung bzw. Lokal-autonomie ist
bei jenen autonomen Regionen von besonderer
Bedeutung, die nach Fläche und Bevölkerung eine
größere Dimension haben wie z.B. Aceh, Schottland,
Katalonien, Puerto Rico, Jammu und Kaschmir, das
Baskenland, die Halbinsel Krim, ganz zu schweigen
vom Südsudan, ein zukünftiger Staat, der mit
vielschichtigen Fragen von Autonomie in seinem Innern
konfrontiert sein wird. Eine umfassende Analyse aller
Formen von Autonomie muss diese beiden Formen
einschließen, was in diesem Text aus Platzgründen
nicht geschehen kann.
76 Vgl. Christoph Pan/Beate S. Pfeil (2003), S. 194
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