Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />
schwerwiegenden Umweltauswirkungen und<br />
gewaltigen Migrationsbewegungen von Han-Chinesen<br />
geführt hat. Solch gefährliche Entwicklungen können<br />
vor allem in Xinjiang und Teilen Tibets beobachtet<br />
werden. Wenn die selbstständige Verwaltung eines<br />
autonomen Gebietes „ethnisch“ in engerem Sinn<br />
wird, wird die Autonomie schnell beschnitten oder<br />
die parallele Machtstruktur der Kommunistischen<br />
Partei schreitet mit entsprechenden Korrekturen ein.<br />
Rechtsschutzmechanismen sind im Justizwesen der<br />
VR China unterentwickelt. Autonomie scheint nur bis<br />
zu jenem Grad toleriert zu werden, an dem sie das<br />
Gesamtprojekt der Kommunistischen Partei nicht stört.<br />
Souveränität, nationale Einheit und Nicht-Einmischung<br />
von außen sind die zentralen Angelpunkte, der<br />
Anspruch auf „interne Selbstbestimmung“ bleibt den<br />
Machthabern verdächtig, nicht nur in politischer Sicht,<br />
sondern gerade dann, wenn er als zivilisatorischer<br />
Anspruch geäußert wird.<br />
Dieses Autonomieverständnis ist eng mit der<br />
Entstehung des Autonomiekonzepts in der<br />
Geschichte der Kommunistischen Partei verbunden,<br />
wo partnerschaftliche Verhandlungen zwischen<br />
Minderheiten-völkern und ihren legitimen Vertretern<br />
und den Vertretern des Mehrheitsvolkes des Staates<br />
nie stattgefunden haben. Trotz der grundsätzlichen<br />
Einwände zur Existenz von Autonomie in nicht<br />
demokratischen Staaten wie China muss aber zur<br />
Kenntnis genommen werden, dass China im Vergleich<br />
mit anderen demokratisch regierten Megastaaten<br />
wie Indien, Indonesien, Brasilien und Nigeria auch<br />
beachtliche Leistungen in der Verwirklichung<br />
von autonomer Verwaltung und kulturellem<br />
Minderheitenschutz vorweisen kann und die Wünsche<br />
und Interessen einiger der 56 offiziell anerkannten<br />
Minderheitenvölker in gewissem Ausmaß erfüllt hat.<br />
Perspective, in: International Journal on Minority and<br />
Group Rights, Kluwer, no.7/2000, S. 39-57<br />
Erik Friberg, ‘Masters of their homelands’: revisiting<br />
the regional ethnic autonomy system in China in light<br />
of local institutional developments, in Marc Weller/<br />
Stephan Wolff, Autonomy, self-governance and conflict<br />
resolution, Routledge, 2005, S. 234-261<br />
Yash Ghai, Autonomy regimes in China: coping with<br />
ethnic and economic diversity, in Yash Ghai (ed.),<br />
Autonomy and ethnicity: negotiating competing claims<br />
in multiethnic states, Hong Kong 2000<br />
Lobsang Sangay, China’s National Autonomy Law<br />
and Tibet: a Paradox between Autonomy and Unity,<br />
October 2006, unter: http://www.harvardsaa.org/saj/<br />
http://www.info.gov.hk: Offizielle Website der<br />
Regierung von Hong Kong<br />
http://www.gov.cn: Offizielle Website der Regierung<br />
der VR China<br />
http://www.tibet.com und http://www.tibet.org: die<br />
tibetische Exilregierung<br />
http://www.china.org.cn/english : China Information<br />
Center<br />
Quellen<br />
224<br />
Hurst Hannum, Autonomy, Sovereignty and Selfdetermination<br />
- The Accommodation of Conflicting<br />
Rights, Philadelphia 1996, S. 129-150 und 420-427<br />
Shuping Wang, The People’s Republic of China’s Policy<br />
on Minorities and International Approaches to Ethnic<br />
Groups: a Comparative Study, in: International Journal<br />
on Minority and Group Rights, vol.11, 1-2/2004<br />
Tibetan Parliamentary and Policy Research Centre,<br />
Autonomy and the Tibetan Perspective, New Delhi<br />
2005<br />
Zhu Guobin/Yu Lingyun, Regional Minority Autonomy<br />
in the PRC: A preliminary Appraisal from a Historical