Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />
der autonomen Zuständigkeiten (Umfang der<br />
Gesetzeshoheit), durch den Grad der autonomen<br />
Kontrolle (Regelungskompetenz und -tiefe) und<br />
durch den Inselcharakter einer autonomen<br />
Gemeinschaft bestimmt werden können. (135) 92<br />
Aufgrund der Kombination dieser drei Variablen<br />
nimmt Tkacik an, dass der „Grad an Autonomie“<br />
gemessen werden könne. Während nun die<br />
geografische Abgelegenheit relevant sein kann,<br />
aber nicht muss, ist der Umfang und die Tiefe der<br />
politischen Regulierungskompetenz einer autonomen<br />
Gebietseinheit von entscheidender Bedeutung <strong>für</strong><br />
92 Michael Tkacik (2008), Characteristics of Forms of Autonomy, in:<br />
International Journal on Minority and Group Rights, Vol.15, No.2-3,<br />
2008, 381, zitiert von Farimah Daftary, Experimenting with Territorial<br />
Administrative Autonomy in Corsica: Exception or Pilot Region?,<br />
in: Int. Journal on Minority and Group Rights n.15 (2008), S. 273-312<br />
eine „schwache“ oder „starke“ Autonomie. Der Fall<br />
Korsika ist hier besonders vielsagend, weil eine<br />
relativ hohe Zahl von übertragenen Zuständigkeiten<br />
nicht unbedingt ausreicht, um echte Autonomie<br />
ausüben zu können. Tatsächlich haben die meisten<br />
Beschlüsse der korsischen Regionalversammlung<br />
keinen bindenden Charakter. „Wenn die im Jahr<br />
2000 vorgeschlagenen Reformen umgesetzt worden<br />
wären, und die korsische Regionalversammlung das<br />
Recht erhalten hätte, von nationalen Gesetzen ohne<br />
vorausgehende Genehmigung durch die französische<br />
Regierung abzuweichen, dann hätte Korsika mit<br />
gutem Grund behaupten können, die fließende<br />
Grenze zwischen Verwaltungsdezentralisierung und<br />
legislativer Autonomie überschritten zu haben.“ 93<br />
Somit ist die Frage der Reichweite, also der<br />
Rechtsnatur der vom autonomen Regionalparlament<br />
verabschiedeten Rechtsakte entscheidend <strong>für</strong> die<br />
Klassifizierung als Territorialautonomie. Die Frage des<br />
Umfangs der regionalen Zuständigkeiten ist dagegen<br />
höchst relevant <strong>für</strong> die Qualität und Effizienz eines<br />
Autonomiesystems<br />
93 M. Tkacik (2008), S. 369<br />
52