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Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker

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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />

136<br />

3.11 Die Autonome Region<br />

Kurdistan (Irak)<br />

Bevölkerung (2010) 3.757.000<br />

Fläche 40.000 km 2<br />

Hauptstadt<br />

Arbil<br />

Ethnische<br />

Zusammensetzung<br />

Kurden, Turkmenen, Araber,<br />

Chaldäer, Assyrer, Armenier,<br />

Yezidi<br />

Kurdisch, Arabisch<br />

Amtssprachen<br />

Autonomie seit 1992<br />

http://en.wikipedia.org/<br />

Die Autonome Region Kurdistan (Kurdisch:<br />

Heremê Kurdistanê) ist eine autonome Region im<br />

Norden des Irak. Sie ist nach dem Märzmanifest<br />

1970, abgeschlossen zwischen dem damaligen<br />

Vizepräsidenten des Irak Saddam Hussein und den<br />

Vertretern der kurdischen Parteien unter der Führung<br />

von Mustafa Barzani, als Kurdische Autonome Region<br />

gegründet, später jedoch vom irakischen Regime<br />

wieder abgeschafft und militärisch besetzt worden.<br />

Die Region wurde aus 2005 in Autonome Region<br />

Kurdistan umbenannt, um dem ethno-geografischen<br />

Begriff Kurdistan einen offiziellen Status zu verleihen.<br />

Staatsrechtlich ist die Autonome Region Kurdistan zwar<br />

eine der drei föderativen Einheiten des Bundesstaats<br />

Irak, weist aber derart wichtige Besonderheiten auf,<br />

dass sie als Territorialautonomie im Sinne der Kriterien<br />

von Abschnitt 2.10 betrachtet werden muss. 217 Die<br />

Autonome Region Kurdistan führt eine eigene Flagge,<br />

Verfassung und Hymne.<br />

217 Vgl. Die Irakische Verfassung unter: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/10/12/AR2005101201450.<br />

html<br />

3.11.1 Geschichte<br />

Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen<br />

Reiches wurde der südliche Teil Kurdistans zunächst<br />

von den Briten besetzt. Dem kurdischen Volk wurde<br />

nicht nur im neuen Staat Türkei, sondern auch im<br />

britisch besetzten Irak das Selbstbestimmungsrecht<br />

verwehrt. Das Gebiet des von den Kurden erträumten<br />

unabhängigen Kurdistan wurde auf vier neu<br />

gegründete Staaten im Mittleren Osten aufgeteilt:<br />

Türkei, Iran, Irak und Syrien. Südkurdistan wurde 1925<br />

dem Königreich Irak angegliedert. Damit begannen<br />

Jahrzehnte der politischen Unterdrückung durch die<br />

Machthaber in Bagdad und massive Versuche der<br />

Zwangsassimilierung der Kurden in die arabische<br />

Mehrheitsbevölkerung. Die Unterdrückung der Kurden<br />

erreichte während der Herrschaft des totalitären Baath-<br />

Regimes unter Saddam Hussein ihren Höhepunkt,<br />

der während der berüchtigten Anfal-Offensive der<br />

1980er Jahre vor dem Einsatz von Giftgas gegen die<br />

Zivilbevölkerung nicht zurückschreckte (Halabja 1988,<br />

mehr als 5.000 Tote).<br />

Nach der Niederlage des Baath-Regimes im zweiten<br />

Golfkrieg 1991 begann die Bevölkerung in Kurdistan<br />

einen großen Aufstand. Als die republikanischen Garden<br />

Saddam Husseins ins kurdische Gebiet vordrangen, floh<br />

ein großer Teil der Zivilbevölkerung in die Nachbarländer.<br />

Gestützt auf die UN-Resolution 688 errichteten die<br />

westlichen Alliierten daraufhin eine Schutzzone in<br />

einem großen Teil Irakisch-Kurdistans zur Rückführung<br />

der Flüchtlinge und zur Wahrung der Sicherheit in<br />

der Region. Die im Waffenstillstandsabkommen von<br />

1991 vorgesehene symbolische Stationierung kleiner<br />

Einheiten leicht bewaffneter irakischer Polizisten kam<br />

wegen Widerstandes seitens der Kurden und der USA<br />

nicht zustande. Nach dem Ende des 2. Golfkriegs<br />

entwickelte sich diese Schutzzone in ein de facto<br />

unabhängiges, von den Kurden verwaltetes Territorium,<br />

das rechtlich Teil des Iraks blieb. Am 19. Mai 1992<br />

wurde das Parlament Irakisch-Kurdistans neu gewählt.<br />

Das Ergebnis führte zu fast gleichen Sitzverteilung<br />

zwischen der PUK und der KDP (PUK 51 Sitze und KDP<br />

49). Daneben bekam die „Demokratische Bewegung“<br />

der Assyrer 4 Sitze und die „Christliche Einheit“ 1 Sitz.<br />

Das Parlament konnte so nicht agieren, da die KDP<br />

und die PUK gegeneinander arbeiteten. Am 4. Oktober<br />

1992 deklariert das Parlament den „Föderalen Teilstaat<br />

Kurdistan“.<br />

Doch wegen der fehlenden internationalen<br />

Anerkennung und Halbherzigkeit der westlichen<br />

Alliierten und der VN, der anti-kurdischen Politik<br />

der Anrainerstaaten Türkei und Iran, der insgesamt

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