Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />
Die nachfolgende Tabelle bietet einen schematischen Überblick über Formen staatlicher Organisation und<br />
Dezentralisierung in bestehenden politischen Systemen, wobei all diese Formen Ausprägungen territorialer<br />
bzw. vertikaler Gewaltenteilung sind. 13<br />
In diesem Text wird der Begriff Autonomie 14 als ein klares rechtliches und politisches Konzept mit spezifischen<br />
Merkmalen verwendet. Eine Definition von Territorialautonomie wird im nächsten Kapitel geliefert, wobei<br />
Autonomie von den anderen bestehenden Formen territorialer bzw. vertikaler Gewaltenteilung abgegrenzt<br />
werden muss. Nach einem kurzen Blick in die Geschichte der politischen Autonomie, wird auf die grundlegenden<br />
Aspekte von Autonomie eingegangen: ihre Rechtsgrundlagen, ihre verschiedenen Formen, ihr institutioneller<br />
Rahmen und Umfang. Die angenommenen Vorteile und manchmal vorgebrachten Einwände gegen Autonomie<br />
werden ebenso erörtert, bevor im 3. Teil eine „Reise“ durch die heute bestehenden Regionalautonomien<br />
angetreten wird. Die Klassifizierung und Auswahl der autonomen Einheiten (Regionen, Provinzen, usw.) war<br />
nur auf der Grundlage einer Reihe eindeutiger Bestimmungskriterien möglich, die im Kapitel 2.10 erläutert<br />
werden.<br />
F ormen territorialer M achtteilung in modernen Staaten<br />
Föderalsysteme<br />
Freie<br />
Assoziation<br />
Autonomie<br />
Andere Formen der<br />
Selbstregierung<br />
symmetrische<br />
Systeme<br />
asymmetrische<br />
Systeme*<br />
Abhängige Gebiete<br />
(ohne eigenständige Regierung<br />
gemäß VN-Charta, art.73)<br />
Vollautonomie<br />
mit Recht auf<br />
Sezession, aber<br />
ohne Vertretung<br />
auf nationaler<br />
Ebene<br />
nicht-ethnische<br />
Autonomie<br />
symmetrischer<br />
Regionalismus<br />
(mit autonomer<br />
Legislative)<br />
ethnische<br />
Autonomie<br />
Verwaltungsautonomie<br />
(keine Legislativbefugnisse)<br />
* Ein oder mehrere Gebiete haben eine<br />
andere Rechtsposition als die normalen<br />
Gliedstaaten einer Föderation.<br />
Reservat<br />
(territoriale<br />
ethnische<br />
Autonomie)<br />
regionale<br />
Territorialautonomie<br />
Kulturautonomie<br />
(nicht-territoriale<br />
ethnische Aut.)<br />
18<br />
ral legal reference framework to facilitate the settlement of ethno-political conflicts in Europe, angenommen bei der 44. Vollversammlung<br />
der Venediger Kommission vom 13.-14. Oktober 2000.<br />
13 Diese Tabelle ist einer Übersicht des Tibet Justice Center nachempfunden (“Autonomy types”), wobei das TJC von der Annahme<br />
ausgeht, dass nahezu alle Autonomiearrangements in der modernen Welt auf dem Föderalprinzip beruhen. In derselben<br />
Webquelle bringt das TJC ein „Glossar der Autonomiearrangements“, worin alle oben angegebenen Formen territorialer<br />
Machtteilung als „Typen von Autonomie“ bezeichnet werden. Vgl:http://www.tpprc.org/scripts/conceptofautonomy.aspx<br />
Die vollständige Liste der abhängigen Gebiete und assoziierten Staaten wird im Anhang, Teil 6+7, wiedergegeben.<br />
14 Weitere ausführliche Definitionen liefern Daniel Elazar, Federal Systems of the World, A Handbook of Federal, Confederal and Autonomy<br />
Arrangements, Longman Group UK, 1991, S. xvii-xviii, und John Kincaid, Introduction, in: Handbook of Federal Countries, 2002,<br />
Forum of Federations, Montreal, S. 3-13; sowie Ruth Lapidoth, Autonomy – Flexible solution for ethnic conflicts, New York 1997, S. 49-58