Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />
der Regierung in der Hauptstadt Iqaluit liegt. Die<br />
Verwaltung Nunavuts ist nicht zu verwechseln mit der<br />
Verwaltung eines Indianerreservats und behandelt<br />
alle Bewohner der Region als gleichberechtigte<br />
Bürger. Aufgrund der großen Mehrheit der Inuit und<br />
der wachsenden Rolle der Inuit in der Verwaltung der<br />
öffentlichen Dienst-leistungen (85% der öffentlichen<br />
Arbeitsplätze müssen Inuit vorbehalten bleiben), kann<br />
das Autonomiesystem als „echte Selbstverwaltung<br />
der Inuit“ betrachtet werden. 220<br />
Wie die übrigen Einheiten des kanadischen Bundesstaats<br />
entsendet auch die Bevölkerung Nunavuts ihre<br />
Vertreter ins kanadische Bundesparlament (Unterhaus<br />
und Senat). Das Nunavut-Gesetz sieht, wie vorher erwähnt,<br />
auch die Beteiligung der Inuit an Regierungsentscheidungen<br />
vor, wenn die Nutzung der Ressourcen<br />
Nunavuts zur Debatte steht. Bezüglich des Steuersystems,<br />
das in Kanada Sache des Bundes ist, ist <strong>für</strong><br />
Nunavut eine Ausnahmeregelung getroffen worden.<br />
Nunavuts Grund und Boden wird autonom besteuert,<br />
um öffentliche Dienstleistungen wie das Bildungswesen<br />
und die Wasserversorgung zu finanzieren. Doch<br />
grundsätzlich werden alle Kosten der autonomen Verwaltung<br />
Nunavuts durch einen Jahresbeitrag der Bundesregierung<br />
gedeckt. Dieser Betrag erreicht pro Kopf<br />
der Bevölkerung das Zehnfache des Transferbetrags, 221<br />
den die Bundesregierung im übrigen Staatsgebiet den<br />
zehn Provinzen pro Kopf ihrer Bevölkerung überweist.<br />
noch nicht klar, in welchem Ausmaß diese indigenen<br />
Rechtsvorstellungen überhaupt die lange Dominanz<br />
fremder Rechtssysteme überlebt haben.<br />
Quellen<br />
International Committee of Lawyers for Tibet (Tibet<br />
Justice Center), Forms of Autonomy, New York 1999,<br />
S. 346-361<br />
http://www.gov.nu.ca: die offizielle Website der<br />
Regierung von Nunavut<br />
http://assembly.nu.ca: die gesetzgebende<br />
Versammlung von Nunavut<br />
http://npc.nunavut.ca/: die Planungskommisssion<br />
Nunavuts<br />
Natalia Loukacheva, Autonomy and Law, Toronto 2006,<br />
zu finden unter:<br />
http://www.globalautonomy.ca/global1/article.<br />
jsp?index=RA_Loukacheva_AutonomyLaw.xml<br />
Sven Wulff, The Legal Bases for the Inughuit Cliam to<br />
their Homelands, in: International Journal of Minorities<br />
and Group Rights, n.12/1, 2005<br />
Im Unterschied zu Grönland enthält die Autonomie<br />
Nunavuts keine Bestim-mungen <strong>für</strong> ein eigenes<br />
Rechtssystem der Inuit. Sowohl Vertreter der Inuit<br />
als auch prominente Forscher treten da<strong>für</strong> ein, dass<br />
indigenes Gewohnheitsrecht in Zivil- und Strafrecht<br />
zur Geltung kommen sollen, um den zahlreichen<br />
traditionellen Formen der sozialen Kontrolle in der<br />
Inuit-<strong>Gesellschaft</strong> Rechnung zu tragen. Es gäbe keine<br />
formalrechtliche Hürde <strong>für</strong> die Einführung eines<br />
eigenen Zivil- und Strafrechtssystem im Rahmen der<br />
Autonomie. Wie in Grönland könnte ein solches System<br />
auch die politische Autonomie Nunavuts stärken. Heute<br />
sind beide Rechtssysteme völlig von europäischen<br />
bzw. britischen Rechts-traditionen geprägt, das dem<br />
indigenen Gewohnheitsrecht keinen Platz lässt. Die<br />
Territorialautonomie hat nun neue Möglich-keiten<br />
<strong>für</strong> die Selbstverwaltung auch der Justiz und eigene<br />
Zivil- und Strafrechtsnormen getroffen. Doch ist<br />
142<br />
220 Natalia Loukacheva, Autonomy and Law, Toronto 2006, zu<br />
finden auf S.24 von: http://www.globalautonomy.ca/global1/article.<br />
jsp?index=RA_Loukacheva_AutonomyLaw.xml,<br />
221 Zu finanzpolitischen und wirtschaftlichen Aspekten Nunavuts<br />
vgl. die Website der Planungskommission Nunavuts auf: http://npc.<br />
nunavut.ca/