Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />
der Integration von Jahrzehnte zuvor deportierten<br />
Volksgruppen und der gleichzeitigen Abwanderung<br />
von Russen, so gut wie keine Gewalt gegeben hat. Die<br />
Krim hatte beträchtliche Geburtswehen der Autonomie<br />
zu überstehen: die unklare Verfassungsrechtslage,<br />
der teilweise Ausschluss der Krimtataren von<br />
Autonomiebestimmungen, der anfängliche fehlende<br />
Unterstützung <strong>für</strong> das Autonomiegesetz und das<br />
ständige Gerangel zwischen der Krim und der<br />
Zentralregierung um Kompetenzen und Finanzen.<br />
Dennoch befindet sich die Autonomie der Halbinsel<br />
heute auf Konsolidierungskurs. 2003 griff das<br />
Ukrainische Verfassungsgericht ein und verfügte,<br />
dass verschiedene von Kiew angefochtene Artikel<br />
des Autonomie-gesetzes der Krim verfassungsmäßig<br />
waren. Somit konnte der Status der ARK nicht mehr in<br />
Frage gestellt werden und die autonome Krim war in<br />
„ihrer territorialen und kompetenzmäßigen Integrität<br />
anerkannt einschließlich des Rechtes, Steuern und<br />
Abgaben einzuheben und des Rechts auf ein Emblem,<br />
Flagge und Hymne.“ 214<br />
Die Krim kann heute als multinationale Region mit<br />
einem Sonderstatus innerhalb des Einheitsstaats<br />
Ukraine bezeichnet werden. Die Bedrohung dieses <strong>für</strong><br />
die Ukraine einzigartigen Autonomiesystems seitens<br />
des russischen Irredentismus geht zusehends zurück.,<br />
doch bleiben einige Aspekte noch ungeklärt: die<br />
Wünsche und Erwartungen der Krimtataren, und zwar<br />
sowohl jene der Rückwanderer als auch jene, die immer<br />
noch im Ausland auf die Rückkehr warten, haben sich<br />
nur zum Teil erfüllt. Die Tatarenvertreter sind hartnäckig<br />
bemüht, sich volle Legitimität und Würde als eine der<br />
drei „Titularnationen“ der ARK zu behaupten. Wenn die<br />
Sorgen der Krimtataren friedlich gelöst werden, wird<br />
die Autonomie der ARK trotz ihrer etwas schwachen<br />
institutionellen Ausgestaltung und einigen rechtlichen<br />
Unklarheiten, die der politischen Kompromiss mit<br />
sich gebracht hat, an Nachhaltigkeit gewinnen. Ohne<br />
Zweifel hat die Autonomie zur Konfliktlösung und zur<br />
Konfliktprävention beigetragen. Nach 13 Jahren ist<br />
die Auto-nomie der Krim ausreichend gefestigt, um<br />
die Behauptung zu wagen, dass das Experiment mit<br />
Autonomie erfolgreich war.<br />
Quellen<br />
Bill Bowring, The Crimean autonomy – Innovation or<br />
anomaly? In: Marc Weller/Stefan Wolff (ed.), Autonomy,<br />
self-governance and conflict resolution, Routledge,<br />
2005, S. 75-97<br />
John Packer, Autonomy within the OSCE: the case of<br />
Crimea, in Marko Suksi, Autonomy: Applications and<br />
Implications, Kluwer, Dordrecht 1998,<br />
Doris Wydra, Die Halbinsel Krim – Regionale<br />
Problemlagen im europäischen Kontext, in: Juliane<br />
Biesters-Dilger (Hg.), Die Ukraine in Europa, Böhlau<br />
2005, S. 337-362<br />
Doris Wydra, The Crimea Conundrum: The Tug of<br />
War between Russia and Ukraine on the Question of<br />
Autonomy and Self-Determination, in: International<br />
Journal of Minority and Group Rights, volume 10, n.<br />
2/2003, S. 111-130<br />
http://www.crimea-portal.gov.ua/ Krim Portal auf<br />
Ukrainisch, Russisch, Englisch<br />
http://aspects.crimeastar.net/english/: Online<br />
Informationen auf Englisch<br />
http://www.undp.crimea.ua/eng/links/: UN-<br />
Integrations- und Entwicklungsprogramme auf der<br />
Krim<br />
http://www.kmu.gov.ua/en/publish: die offizielle<br />
Website der Regierung der ARK<br />
http://www.tatar.net: aktuelle Informationen über die<br />
Welt der Tataren<br />
http://www.krimtatar.net: zur Geschichte und Kultur<br />
der Krimtataren http://old.ucipr.kiev.ua/english/<br />
rupdate/2002/05/27052002.html : die Frage der<br />
Krimtataren und jüngste Wahlergebnisse<br />
132<br />
214 Bill Bowring (2002), 90