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Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker

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<strong>Moderne</strong> <strong>Autonomiesysteme</strong><br />

150<br />

3.14 Panamas Comarca<br />

Kuna Yala<br />

Bevölkerung (2001) 47.000<br />

Fläche 2.347 km 2<br />

Hauptstadt<br />

San Blas<br />

Religionen<br />

indigene Religionen<br />

Offizielle Sprachen Kuna, Spanisch<br />

Autonomie seit 1938/1953<br />

http://en.wikipedia.org/<br />

Das indianische Volk der Kuna besiedelt einen<br />

Küstenstreifen der Atlantikküste des südlichen Panama<br />

sowie 36 Inseln eines vorgelagerten Archipels mit<br />

insgesamt mehr als 360 kleinen Inseln. Dieses Gebiet<br />

ist in Panama bekannt als „Comarca“ (Grafschaft<br />

oder Distrikt) von Kuna Yala. Einst „Comarca de San<br />

Blas“ benannt, ist dieses autonome Territorium von<br />

seinen Bewohnern in Kuna Yala (wörtlich „Land der<br />

Kuna“) umbenannt worden. Die 47.000 Einwohner der<br />

Region sind zu über 90% ethnische Kuna, die in 49<br />

Dorfgemeinschaften leben (13 auf dem Festland, 36<br />

auf Inseln) und 0,8% der Gesamtbevölkerung Panamas<br />

bilden. Weitere rund 1.000 Kuna leben in einer Art<br />

Reservat in der angrenzenden kolumbianischen<br />

Provinz Antioquia.<br />

Die Kuna setzten ihre Territorialautonomie in<br />

den 1930er Jahren nach kurzen, aber blutigen<br />

Auseinandersetzungen mit der Polizei Panamas durch.<br />

Vor kurzem haben die ebenso von Kuna bewohnten<br />

Comarcas von Wargandí und Madugandí einen<br />

Autonomiestatus erhalten. Alle von Kuna bewohnten<br />

Gegenden werden von diesen „Kuna Nega“ (das Haus<br />

der Kuna) genannt, während der Rest des Landes als<br />

„Abya Yala“ bekannt ist, soviel wie „Land des Bluts“.<br />

Im Jahr 2000 lebten rund 30% der Bevölkerung<br />

Kuna Yalas aus verschiedensten Gründen zumindest<br />

zeitweilig außerhalb der autonomen Comarca.<br />

Wie verhält sich eine Territorialautonomie zum Konzept<br />

des Reservats? Im nachfolgenden Exkurs I über<br />

die Reservate indigener <strong>Völker</strong> Amerikas wird eine<br />

ausführliche Erläuterung des Konzepts und der Praxis<br />

der sog. Indianerreservate geliefert, damit zwischen<br />

diesem rechtlichen und politischen Konzept und<br />

jenem der Territorialautonomie wie in den Kapiteln 2.2<br />

und 2.10 definiert, genau unterschieden werden kann.<br />

Hier sollte nur daran erinnert werden, dass Territorialautonomien<br />

im Unterschied zu Reservaten einige<br />

besondere rechtliche Eigenschaften aufweisen:<br />

- Eine autonome Region ist auf nationaler<br />

Ebene politisch genauso vertreten wie jede<br />

andere Territorialeinheit des Staates auch.<br />

Die Bewohner einer autonomen Region haben<br />

dieselben bürgerlichen und politischen Rechte<br />

wie allen anderen Bürger des Staates, dem sie<br />

angehören.<br />

- Die nationale Verfassung mit ihrem<br />

Grundrechtekatalog findet auch im autonomen<br />

Territorium volle Anwendung, doch autonome<br />

Zuständigkeiten sind in Bereichen des Zivilund<br />

Strafrechts möglich.<br />

- In der Region muss das Recht auf Freizügigkeit,<br />

das Recht auf Niederlassung und die Möglichkeit<br />

des Erwerbs der regionalen Bürgerschaft durch<br />

die Bürger desselben Staats grundsätzlich<br />

gewährleistet sein, was zwar von autonomen<br />

Institutionen geregelt werden kann, doch ohne

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