Moderne Autonomiesysteme - Gesellschaft für bedrohte Völker
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3.15 Sansibar und<br />
Tansania<br />
Bevölkerung<br />
982.000<br />
(2001)<br />
Fläche 2.461 km 2<br />
Hauptstadt<br />
Sansibar<br />
Religionen<br />
90% Muslime, Christen,<br />
animistische Religionen<br />
Offizielle<br />
Kisuahili (Lamu), Englisch,<br />
Sprachen<br />
Arabisch<br />
Autonomie seit 1964<br />
http://en.wikipedia.org<br />
Sansibar werden die beiden etwa 35 km von der<br />
Küste Tansanias entfernten Inseln Unguja und Pemba<br />
genannt. Mit einer Fläche von 2.461 km 2 nehmen<br />
sie eben 0,23% der Gesamtfläche Tansanias ein<br />
(945.087 km 2 ), während ihre Bevölkerung 2,6% der<br />
36,5 Millionen Tansanier (2004) ausmachen. Aus<br />
geschichtlichen Gründen unterscheidet sich Sansibars<br />
ethnische Zusammensetzung von jener „Festland-<br />
Tansanias“. Nach 300 Jahren friedlicher Integration<br />
von indigenen Afrikanern, Arabern und den Shirazi-<br />
Einwanderern, bildeten sich drei Hauptgruppen heraus:<br />
die Watumpatu und Wahadimu auf Sansibar und die<br />
Wapemba auf der Insel Pemba. Alle drei Gruppen<br />
betrachten sich als Shirazi-Ureinwohner von Sansibar<br />
und Pemba und lehnen es ab, als Bantu oder Afrikaner<br />
bezeichnet zu werden. Nichtsdestotrotz stammt die<br />
Urbevölkerung Sansibars von Bantu sprechenden<br />
afrikanischen Ethnien ab.<br />
3 Territorialautonomie am Werk<br />
3.15.1 Historischer Hintergrund<br />
Schon seit dem 10. Jahrhundert erreichten persische<br />
Kaufleute Sansibar, doch einen bleibenden Einfluss<br />
übten erst die später eindringenden Araber aus,<br />
vor allem die Moanis. 1503 wurden die Inseln von<br />
den Portugiesen übernommen, die die Inseln als<br />
Stützpunkt <strong>für</strong> Eroberungen in Ostafrika nutzten.<br />
1652 verdrängten aus Muskat und Oman stammende<br />
Araber die Portugiesen und verwandelten Sansibar in<br />
einen wichtigen Umschlagplatz vor allem <strong>für</strong> Sklaven,<br />
Elfenbein und Edelsteine, die auf dem afrikanischen<br />
Festland erbeutet wurden. Die Sultane von Sansibar<br />
verlegten 1856 ihre Hauptstadt von Muskat nach<br />
Sansibar, das zu einem unabhängigen Sultanat<br />
wurde und seine Rolle als regionales Zentrum des<br />
Sklavenhandels beibehielt. Die Sklaverei wurde auf<br />
Sansibar erst 1873 abgeschafft. 1890 besetzten die<br />
Briten die Inseln und erklärten sie zum britischen<br />
Protektorat, während schon 1885 Deutschland in<br />
Tanganyika das Protektorat „Deutsch-Ostafrika“<br />
errichtet hatte. Die Briten und Südafrikaner eroberten<br />
diese deutsche Kolonie während des 1. Weltkriegs.<br />
1920 wurde den Briten vom <strong>Völker</strong>bund offiziell das<br />
Mandat zur Verwaltung dieses Gebiets übertragen.<br />
Am 9. Dezember 1961 wurde Tanganyika unabhängig<br />
und zu einer Republik im Rahmen des britischen<br />
Commonwealth. Sansibar erhielt am 10. Dezember<br />
1963 als konstitutionelle Monarchie der Sultane die<br />
Unabhängigkeit. Doch schon im Januar 1964 kam es zur<br />
Revolution. Die schwarz-afrikanische Mehrheit unter<br />
der Führung von ASP Karume stürzte die arabische<br />
Elite, wobei 17.000 Menschen auf den Inseln ihr<br />
Leben lassen mussten. Sansibar wurde zur Republik.<br />
Im April 1964 unterzeichneten die Präsidenten von<br />
Sansibar und Tanganyika ein „Unionsgesetz“ ohne<br />
Abhaltung eines Volksentscheids auf Sansibar. Doch<br />
erhielt Sansibar innerhalb Tansanias ein beträchtliches<br />
Ausmaß an Autonomie. Der Tag der Vereinigung der<br />
beiden vorher unabhängigen Republiken, der 26. April,<br />
ist seither Tansanias Staatsfeiertag.<br />
3.15.2 Die Autonomie Sansibars<br />
Tanganyika und Sansibar werden von einer gemeinsamen<br />
Unionsregierung regiert, doch 1979 erhielt Sansibar<br />
seine eigene Verfassung, die den Inseln ein eigenes<br />
von Festland-Tansania getrenntes Parlament, eine<br />
Regierung und Verwaltung zuerkennt. Sansibar regelt<br />
seitdem seine inneren Angelegenheiten und Finanzen<br />
selbst. Seine Verfassung, die einem Autonomiestatut<br />
gleichkommt, kann Sansibar im Einvernehmen mit<br />
dem Parlament Tansanias selbst abändern und<br />
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