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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Meinung, „daß ein solcher Krieg aktiv geführt keinen Erfolg<br />

bringen würde, weil wir die [Natur-]Gesetze nicht in <strong>der</strong><br />

Hand haben. Ich gefährde die eigene Truppe. Die Bazillenträger,<br />

die zurückbleiben würden, sind eine große Gefahr.<br />

Das wäre ein Bumerang“.* Er stehe deshalb auf dem<br />

Standpunkt, daß man einen solchen Krieg im großen nicht<br />

durchführen könne.<br />

Solche Meinungen waren repräsentativ für die Bewertung<br />

<strong>der</strong> biologischen Kriegsführung durch die maßgeblichen<br />

deutschen Experten vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie<br />

bestimmten wesentlich die Einstellung <strong>der</strong> politischen <strong>und</strong><br />

militärischen Führung zum Einsatz biologischer Kampfmittel<br />

— von wenigen Ausnahmen abgesehen, die aber ohne<br />

Wirkung blieben.<br />

Als Generalleutnant Hermann Ochsner 1936 zum „General<br />

<strong>der</strong> Nebeltruppe“ ernannt wurde, bemühte er sich, nicht nur<br />

den chemischen Krieg weiter vorzubereiten — was die<br />

eigentliche Aufgabe <strong>der</strong> „Nebeltruppe“ war —, son<strong>der</strong>n<br />

zumindest auch die Möglichkeiten biologischer Kriegsführung<br />

zu erk<strong>und</strong>en. Gleich nach seiner Kommandoübernahme wollte<br />

er von <strong>der</strong> Heeres-Sanitätsinspektion wissen, ob in dieser<br />

Hinsicht planmäßige Versuche durchgeführt würden, „<strong>und</strong><br />

zwar nicht nur auf dem Gebiet <strong>der</strong> Abwehr“. Zur Begründung<br />

führte Ochsner an, <strong>das</strong>s er zunehmend Geheimdienstberichte<br />

erhalten habe, wonach man im Ausland versuche,<br />

„die Bakteriologie <strong>der</strong> Kriegsführung dienstbar zu machen“.<br />

Der Stabschef <strong>der</strong> Heeres-Sanitätsinspektion antwortete,<br />

man habe entsprechende Experten-Meinungen eingeholt.<br />

„Bisher wurde die Frage dahin beantwortet, <strong>das</strong>s <strong>der</strong><br />

Bakterienkrieg theoretisch möglich sei, die praktische<br />

Anwendung aber darunter leide, <strong>das</strong>s zu viele Faktoren zu<br />

* Den Bumerang-Effekt erlebten dann Deutschlands japanische Verbündete auf dramatische<br />

Weise: Während <strong>der</strong> Chekiang-Offensive im Sommer 1942 gegen die Städte<br />

Futsing, Kinhwa <strong>und</strong> Yüshan sollen mehr als 10.000 Soldaten von den eigenen biologischen<br />

Waffen infiziert worden <strong>und</strong> mindestens 1700 anschließend gestorben sein.<br />

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