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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Mehr Angst vor Kriegsseuchen<br />

in Großbritannien 42<br />

Auch in Italien <strong>und</strong> Ungarn war man von Steeds<br />

Veröffentlichung so beeindruckt , <strong>das</strong>s 1934 in Rom<br />

<strong>und</strong> zwei Jahre später in Budapest Biowaffen-Institute<br />

gegründet wurden. In Großbritannien dagegen nahmen die<br />

Behörden die „Enthüllungen“ zunächst nicht übermäßig<br />

ernst. Zwar hatte <strong>der</strong> zuständige Unterausschuss <strong>der</strong> Stabschefs<br />

im Februar 1934 Probleme <strong>der</strong> biologischen Kriegsführung<br />

beraten, Steeds Aufsatz spielte dabei aber keine Rolle,<br />

obwohl Steed behauptet hatte, er hätte die von ihm<br />

ausgewerteten Dokumente vor <strong>der</strong> Veröffentlichung dem<br />

Sekretär des Britischen Verteidigungskomitees vorgelegt.<br />

Immerhin nahm <strong>der</strong> Unterausschuss <strong>das</strong> Thema wichtig genug,<br />

<strong>das</strong>s er zwei fachwissenschaftliche Gutachten dazu erbat.<br />

In ihren Expertisen bezweifelten drei führende Bakteriologen*<br />

1934 <strong>und</strong> 1935, <strong>das</strong>s man mit bakteriellen Kampfmitteln<br />

Epidemien auslösen könne. Bestenfalls würde man<br />

„in Kriegszeiten wirksam die psychische <strong>und</strong> physische Moral<br />

beeinträchtigen“. Eine viel größere Bedeutung maßen die<br />

Experten statt dessen den „Kriegsseuchen“ bei, denn: „Ein<br />

desorganisiertes Ges<strong>und</strong>heitssystem kann dann dem Feind in<br />

die Hand spielen.“ Deshalb gehöre zusätzlich zum Schutz vor<br />

erwarteten biologischen Attacken insbeson<strong>der</strong>e auch ein<br />

Ausbau des allgemeinen Ges<strong>und</strong>heitsschutzes.<br />

Allerdings vertraten die Experten auch höchst überraschende<br />

Ansichten. Sie meinten nämlich, als Offensivwaffen sei „<strong>der</strong><br />

ethische Status“ biologischer Kampfmittel „nicht geringer<br />

o<strong>der</strong> höher als <strong>der</strong> eines Bajonetts, einer Granate o<strong>der</strong> eines<br />

* Bei den drei Gutachtern handelte es sich um Hauptmann Stewart Ranken Douglas,<br />

den stellvertretenden Direktor des Nationalen Instituts für Medizinische Forschung,<br />

Professor John Ledingham, den Direktor des Lister-Instituts, <strong>und</strong> Professor William<br />

Whiteman Carlton Topley von <strong>der</strong> London School of Hygiene and Tropical Medicine<br />

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