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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Die Janusköpfigkeit <strong>der</strong> Impfstoffe 131<br />

In allen Kriegen bis zum Zweiten Golfkrieg sind mehr<br />

Soldaten durch Infektionskrankheiten <strong>und</strong> Intoxinationen<br />

umgekommen als durch Waffen. Seuchen waren oft<br />

kriegsentscheidend. 17.000 spanische Soldaten starben 1490<br />

vor Granada an Fleckfieber. König Ferdinand von Aragon<br />

musste daraufhin die Belagerung <strong>der</strong> Stadt aufgeben.<br />

Napoleons Armee erlag vor Moskau <strong>der</strong> gleichen Krankheit<br />

— nach ihrem Rückzug verseuchte sie halb Europa: allein in<br />

Mainz starben mehr als 21.000 Soldaten <strong>und</strong> über 2400<br />

Bürger. Mit biologischer Kriegsführung hatte <strong>das</strong> allerdings<br />

nichts zu tun, selbst wenn <strong>der</strong> eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Erreger einer<br />

Kriegsseuche auch als potenzielles Kampfmittel eingeschätzt<br />

werden muss. Auch Entwicklung <strong>und</strong> Anwendung von<br />

Impfstoffen gegen Kriegsseuchen — wie sie in Hitlerdeutschland<br />

in barbarischen Experimenten an Kriegsgefangenen <strong>und</strong><br />

KZ-Häftlingen betrieben wurde — hat nichts mit biologischer<br />

Kriegsführung zu tun.<br />

Aber Impfstoffe schützen nicht nur vor (einigen) Kriegsseuchen,<br />

son<strong>der</strong>n auch vor Krankheiten, die durch an<strong>der</strong>e<br />

dual-threat-Agenzien verursacht werden. Entwicklung <strong>und</strong><br />

Einsatz von Impfstoffen ist deshalb eine <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Aufgaben des sog. „B-Schutzes“. Das ist völlig legitim. „Entwicklung,<br />

Herstellung, Lagerung, Erwerb <strong>und</strong> Bevorratung<br />

potenzieller Kampfmittel für prophylaktische, schützende<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e friedliche Zwecke” werden von <strong>der</strong> Biowaffenkonvention<br />

ausdrücklich erlaubt.<br />

Diese Erlaubnis ist aber auch eine <strong>der</strong> größten Schwachstellen<br />

des Übereinkommens, denn wirksame B-Schutzmaßnahmen<br />

setzen genaue Kenntnis des offensiven Potenzials<br />

gegnerischer Kampfmittel voraus. Tatsächlich dürfte es nach<br />

Ansicht eines Komitees des US-Repräsentantenhauses<br />

schwer fallen, „ein biologisches Agens zu benennen, <strong>das</strong>s<br />

nicht mit <strong>der</strong> Begründung ‚prophylaktische, protektive<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e friedliche Zwecke’ produziert werden könnte.<br />

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