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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Die Kontroverse hielt mehr als ein Jahrzehnt an. Die Sowjets<br />

blieben auf ihrem Standpunkt, die USA hingegen wurden<br />

nicht müde, die Sowjetunion <strong>der</strong> Vertragsverletzung zu<br />

bezichtigen. Allerdings waren die amerikanischen <strong>Geheimdienste</strong><br />

bis Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre unfähig, ihrer Regierung<br />

eindeutige Beweise für den militärischen Ursprung <strong>der</strong><br />

Epidemie zu liefern. Auf <strong>der</strong> eben erwähnten Anhörung fragte<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende, Senator John Glenn, den stellvertretenden<br />

Außenminister H. Allen Holmes am 17. Mai 1989, warum die<br />

USA wegen des Vorfalles in Swerdlowsk beim UN-Sicherheitsrat<br />

keine offizielle Beschwerde eingelegt hätten. Das ist<br />

in <strong>der</strong> Biowaffenkonvention für solche Fälle vorgesehen.<br />

Holmes antwortete: „Im Allgemeinen gehen wir so vor, <strong>das</strong>s<br />

wir erst versuchen, Beweise zu sammeln, ehe wir öffentlich<br />

behaupten, es habe Vertragsverletzungen gegeben.“ Glenn:<br />

„Fehlen uns die Beweise?“ Holmes: „Ja. [...] Soweit ich weiß<br />

waren wir nie in <strong>der</strong> Lage, ausreichend Informationen zu<br />

erlangen, um diese Vertragsverletzungen beweisen zu können“<br />

159 — <strong>und</strong> <strong>das</strong> ziemlich genau zehn Jahre nach dem<br />

Milzbrandausbruch...<br />

Wie ein paar Jahre später im Falle des irakischen Programms<br />

kamen die Beweise für die sowjetischen Aktivitäten nicht<br />

vom amerikanischen Geheimdienst, son<strong>der</strong>n von Dissidenten<br />

<strong>und</strong> aus <strong>der</strong> Höhle des Löwen selbst. Eine Fülle von<br />

Informationen lieferten Anfang <strong>der</strong> 1990er Jahre zwei hochrangige<br />

Überläufer, <strong>der</strong> Direktor des Leningra<strong>der</strong> Instituts<br />

für ultrareine biologische Präparate, Wladimir Pasetschnik,<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> stellvertretende Leiter des sowjetischen Biowaffenprogramms<br />

Ken Alibek. 160 Was beide über ihre eigenen<br />

Verantwortungsbereiche berichteten, ist vermutlich glaubwürdig.<br />

Etwa zur gleichen Zeit gab Präsident Boris Jelzin als<br />

Reaktion auf <strong>das</strong> beharrliche Insistieren <strong>der</strong> Westmächte den<br />

Auftrag, die Gründe für die Epidemie zu überprüfen.<br />

Daraufhin erklärte er im Mai 1992, „<strong>das</strong> KGB hat zugegeben,<br />

<strong>das</strong>s unsere militärischen Aktivitäten daran schuld waren“ 161 .<br />

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