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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Fulminanter Start in <strong>der</strong> Sowjetunion 26<br />

AUCH DIE SOWJETUNION trat 1928 dem Genfer Protokoll<br />

bei. Das hin<strong>der</strong>te die russischen Militärs nicht daran,<br />

sich weiterhin mit <strong>der</strong> Entwicklung chemischer Kampfstoffe<br />

zu beschäftigen, was sie seit 1921 in geheimer Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Reichswehr betrieben. Das Protokoll verbietet ja nur<br />

den Einsatz solcher Waffen, nicht aber die Vorbereitung <strong>der</strong><br />

chemischen Kriegsführung. Außerdem hatte die Sowjetunion<br />

den Vertrag nur unter dem gleichen Vorbehalt ratifiziert wie<br />

Frankreich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Staaten. Trotzdem ist es schon bemerkenswert,<br />

<strong>das</strong>s am 15. August 1925 — wenige Wochen nach<br />

<strong>der</strong> Vereinbarung des Protokolls — eine spezielle Dienststelle<br />

für Fragen <strong>der</strong> chemischen <strong>und</strong> biologischen Kriegsführung<br />

gegründet wurde, <strong>das</strong> „Militärchemische Amt“.<br />

Zum Leiter dieses Amtes wurde Jacow Moiseevich Fischman<br />

berufen, <strong>der</strong> bereits die Kooperation mit den Deutschen auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> chemischen Kriegsführung koordinierte.<br />

Ohne <strong>das</strong>s die deutschen Experten davon etwas ahnten,<br />

wurde Fischman auch zum Vater des sowjetischen Biowaffenprogramms.<br />

Das beachtliche Ausmaß dieses Programms geht<br />

aus einem Bericht hervor, den er im Februar 1928 Kliment<br />

Woroschilow erstattete, dem Volkskommissar für Verteidigung<br />

<strong>und</strong> Vorsitzenden des Revolutionären Militärrates. Eingangs<br />

informierte er, <strong>das</strong>s man sich im bakteriologischen Labor des<br />

Militärchemischen Amts unter Leitung des Mikrobiologen<br />

A.N. Ginsburg auf Arbeiten mit Milzbrandbakterien <strong>und</strong><br />

Clostridium botulinum — dem Produzenten des hochgiftigen<br />

Botulinum-Toxins — konzentriert habe. Des weiteren seien<br />

die Erreger von Cholera, Pest, Rotz, Tetanus, Tularämie <strong>und</strong><br />

Typhus untersucht worden, auch mittels Tierversuchen. Bei<br />

Milzbrandbakterien sei es vor allem um die Erhöhung von<br />

Virulenz <strong>und</strong> Stabilität gegangen.<br />

Insgesamt hätten die Untersuchungen ergeben, <strong>das</strong>s „gute<br />

Chancen bestehen, Milzbrand im Kriege einzusetzen, da<br />

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