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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Vertreter des Rüstungskontrollamtes <strong>der</strong> Westeuropäischen<br />

Union dem Institut für Aerobiologie einen Besuch ab. „Sie<br />

überzeugten sich von <strong>der</strong> Unhaltbarkeit <strong>der</strong> Behauptungen,<br />

die in Ost-Berlin <strong>der</strong> ehemalige Institutsangehörige Dr.<br />

Petras über eine vertragswidrige Produktion biologischer<br />

Waffen aufgestellt hatte“. 117 Ein ehemaliger Grafschafter Abteilungsleiter<br />

erinnert sich daran, <strong>das</strong>s damals viele von den<br />

Vorwürfen aufgeschreckte Besucher durchs Institut geführt<br />

wurden, wobei „kein Kellerloch <strong>und</strong> keine Abstellkammer“<br />

ausgespart worden sei. Die meisten Gäste hätten die Überzeugung<br />

mit nach Hause genommen, „<strong>das</strong>s in Grafschaft eine<br />

Beschäftigung mit pathogenen Keimen schon aus sicherheitstechnischen<br />

Gründen überhaupt nicht möglich war“. 118 Zur<br />

gleichen Ansicht kam Ernst-Ulrich von Weizsäcker, <strong>der</strong><br />

damals eine Studiengruppe über B- <strong>und</strong> C-Waffen <strong>der</strong><br />

Vereinigung Deutscher Wissenschaftler leitete. Da sich die<br />

B<strong>und</strong>esrepublik bereits 1954 verpflichtet hatte, keine biologischen<br />

Waffen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Massenvernichtungsmittel herzustellen,<br />

119 habe seine Gruppe <strong>das</strong> in die Schlagzeilen gebrachte<br />

Institut besichtigt <strong>und</strong> sei zu <strong>der</strong> Ansicht gekommen, <strong>das</strong>s<br />

die dortigen Laboratorien gar nicht zur Arbeit mit potenziellen<br />

biologischen Kampfstoffen ausgerüstet waren.<br />

Das hielt Weizsäcker Petras entgegen, als dieser 1970 auf<br />

einem Kühlungsborner Kolloquium erneut seine Behauptungen<br />

vortrug. 120 Da Petras’ Vorwürfe auch von an<strong>der</strong>en<br />

Kolloquiumsteilnehmern laut <strong>und</strong> deutlich bezweifelt<br />

wurden, beschwerte sich dieser anschließend mit dem<br />

Argument, ich hätte ihn in Kühlungsborn ins offene Messer<br />

laufen lassen, beim Zentralkomitee <strong>der</strong> SED. Das leitete<br />

daraufhin eine entsprechende Untersuchung ein. Mehrere<br />

Genossen, die am Kolloquium teilgenommen hatten, mußten<br />

den Verlauf <strong>der</strong> Tagung, insbeson<strong>der</strong>e aber Petras’ Ausführungen<br />

<strong>und</strong> die dadurch ausgelöste Diskussion einschätzen.<br />

Überdies wurden wir Veranstalter aufgefor<strong>der</strong>t, ein Wortprotokoll<br />

<strong>der</strong> Tagung abzuliefern. In <strong>der</strong> Folge kam man in<br />

<strong>der</strong> Parteizentrale aber offenbar zu <strong>der</strong> Ansicht, <strong>das</strong>s man<br />

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