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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Tausend Tode durch Milzbrand-Zwischenfall ? 157<br />

Zum Jahreswechsel 1979/80 publizierte <strong>das</strong> in<br />

Frankfurt am Main erscheinende russisch-sprachige<br />

Blatt „Possew“ zwei sensationelle Berichte. In <strong>der</strong> sowjetischen<br />

Waffenschmiede Swerdlowsk — dem heutigen<br />

Jekaterinburg — habe es in einer militärischen Anlage eine<br />

Explosion gegeben. Dadurch sei eine tödliche Bakterienwolke<br />

freigesetzt worden. Dies habe mindestens tausend<br />

Todesfälle zur Folge gehabt. Die Emigrantenzeitung war<br />

kaum verbreitet <strong>und</strong> nur wenige schenkten diesen Meldungen<br />

son<strong>der</strong>liche Beachtung. Das än<strong>der</strong>te sich schlagartig,<br />

als im Februar 1980 „BILD“ <strong>und</strong> „Daily Telegraph“ <strong>und</strong> dann<br />

auch an<strong>der</strong>e Blätter die Nachricht aufnahmen <strong>und</strong> weltweit<br />

ausposaunten.<br />

Speziell für die US-Administration war <strong>das</strong> die Bestätigung<br />

für ihre schon länger vorgetragene Behauptung, die Sowjets<br />

würden die Biowaffenkonvention verletzen. Moskau protestierte<br />

heftig <strong>und</strong> zu wie<strong>der</strong>holten Malen — auch über eine<br />

Delegation hochrangiger Mediziner, die eigens in die USA<br />

gereist waren, um jeden Zweifel an <strong>der</strong> sowjetischen<br />

Interpretation des Vorfalles auszuräumen. Tatsächlich habe<br />

es Fälle von Milzbrand in Swerdlowsk gegeben. Aber dabei<br />

habe es sich um Darm-Milzbrand gehandelt. Dies sei auf den<br />

Verzehr von auf dem Schwarzen Markt gekauften Fleisch von<br />

Tieren zurückzuführen, die mit Milzbrand-Erregern infiziert<br />

waren. Das klang so überzeugend, <strong>das</strong>s selbst Matthew<br />

Meselson am 17. Mai 1989 in einer Anhörung vor dem US-<br />

Senats-Komitee für Regierungsangelegenheiten sagte: „Auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> mir zugänglichen Informationen glaube ich, <strong>das</strong>s<br />

es ein natürlicher Ausbruch war“. 158 Vertreter <strong>der</strong> US-<br />

Administration dagegen beharrten auf ihrer Darstellung. Sie<br />

zeigten sich überzeugt davon, <strong>das</strong>s die Epidemie die Folge<br />

geheimer Arbeiten mit Milzbrand als Kampfmittel <strong>und</strong> somit<br />

eines Vertragsbruchs gewesen sei.<br />

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