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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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demie von Swerdlowsk des Vertragsbruches <strong>und</strong> for<strong>der</strong>ten<br />

deshalb Kontrollen <strong>der</strong> Vertragseinhaltung. Auch <strong>der</strong> Botschafter<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, Dr. Paul Joachim<br />

von Stülpnagel, erklärte am 9. September, <strong>der</strong> Hauptmangel<br />

<strong>der</strong> Konvention sei „<strong>das</strong> Fehlen von Verifikationsmaßnahmen“.<br />

267<br />

Von Stülpnagel ging — wie alle an<strong>der</strong>en Konferenzteilnehmer<br />

auch, einschließlich <strong>der</strong> Vertreter des Ostblocks<br />

— davon aus, <strong>das</strong>s sich die Sowjets wie üblich von solchen<br />

For<strong>der</strong>ungen nicht beeindrucken lassen würden. Aber dann<br />

überraschte Botschafter Israeljan in <strong>der</strong> Plenarsitzung vom<br />

15. September die Konferenzteilnehmer mit dem Vorschlag,<br />

ein Zusatzprotokoll zur Konvention vorzubereiten. Im<br />

Hinblick auf die zuvor von an<strong>der</strong>ern Delegationen erhobenen<br />

For<strong>der</strong>ungen mache „die Sowjetunion den formellen<br />

Vorschlag, ein Zusatzprotokoll zur Konvention [...] auszuarbeiten<br />

<strong>und</strong> anzunehmen, <strong>das</strong> Maßnahmen zur Stärkung des<br />

Systems zur Kontrolle <strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong> Konvention enthalten<br />

sollte.“ 268 Mit diesem — mit den „Bru<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n“<br />

zuvor nicht abgesprochenen — Entschluss hatten die Sowjets<br />

eine totale Kehrtwende vollzogen. Die bisherigen Argumente,<br />

auch die Gründe für meine Meinungsverschiedenheit mit<br />

dem Außenministerium <strong>der</strong> DDR, galten plötzlich nichts<br />

mehr: Die große Sowjetunion war plötzlich sozusagen auf<br />

SIPRI-Linie umgeschwenkt.<br />

Alle westlichen Delegationen waren verstört. Nun hatten<br />

ihnen die Sowjets den Wind aus den Segeln genommen. Auf<br />

eine solche Situation waren sie nicht vorbereitet <strong>und</strong> hatten<br />

nicht die entsprechenden Direktiven im Diplomatengepäck:<br />

Wie<strong>der</strong> hatten die <strong>Geheimdienste</strong> versagt.<br />

Anstatt nun die sowjetischen Vertreter beim Wort zu nehmen<br />

<strong>und</strong> dabei auch abzuklopfen, wie ernst dieser Vorschlag<br />

überhaupt gemeint sei (sehr ernst kann er, wie mir heute<br />

scheint, nicht gemeint gewesen sein, denn zu dieser Zeit lief<br />

<strong>das</strong> sowjetische Biowaffenprogramm gerade auf Hochtouren),<br />

war anstelle von Verifikation auf westlicher Seite nur noch<br />

309

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