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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Vorbereitungen des bakteriologischen Krieges beauftragt<br />

<strong>und</strong> ihm die dazu notwendigen Vollmachten erteilt“ habe.<br />

Dazu machte Schreiber dann eine ganze Reihe detaillierter<br />

Ausführungen. Es waren allesamt Falschaussagen. Schreiber<br />

— <strong>der</strong> bald darauf aus <strong>der</strong> Gefangenschaft entlassen wurde <strong>und</strong><br />

sich über Ostberlin nach dem Westen <strong>und</strong> in die USA absetzte<br />

— musste sie offenbar auf sowjetischen Druck machen.<br />

Tatsächlich hatte Schreiber einmal, ein einziges Mal, an einer<br />

Sitzung des deutschen Biowaffen-Komitees, <strong>der</strong> „Arbeitsgemeinschaft<br />

Blitzableiter“, teilgenommen, <strong>und</strong> zwar am 21.<br />

Juli 1943, also genau in dem Monat, auf den sich Schreiber in<br />

seiner Aussage bezieht. Aber gerade auf dieser Sitzung war<br />

vom Vertreter des Wehrmachtführungstabs laut Protokoll<br />

erneut ausdrücklich darauf hingewiesen worden, „<strong>das</strong>s <strong>der</strong><br />

Führer alle Arbeiten, die sich mit dem aktiven Einsatz von B.-<br />

Mitteln befassen, verboten“ habe.<br />

Alle diesbezügliche Angaben Schreibers standen im Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zu den Erkenntnissen, die die Angloamerikaner dank<br />

<strong>der</strong> intensiven Recherchen <strong>der</strong> Alsos-Mission gesammelt<br />

hatten. Trotzdem ließen ihre Prozessvertreter die Schreiberschen<br />

Lügen unkommentiert <strong>und</strong> unwi<strong>der</strong>sprochen im Raume<br />

stehen. Lediglich <strong>der</strong> Verteidiger des OKW versuchte, die<br />

Glaubwürdigkeit von Schreibers Aussagen zu erschüttern.<br />

Aber die Sowjets hatten kein Interesse daran, dies zuzulassen:<br />

Als nur einen Tag nach <strong>der</strong> Vernehmung Schreibers eine<br />

Gegenüberstellung mit einem Entlastungszeugen beantragt<br />

wurde, erklärte <strong>der</strong> sowjetische Anklagevertreter, dies sei lei<strong>der</strong><br />

„nicht mehr möglich, da <strong>der</strong> Zeuge Schreiber schon wie<strong>der</strong><br />

in <strong>das</strong> Kriegsgefangenenlager zurückgeschickt worden<br />

ist“. Sicher hatten es die sowjetischen Behörden mit seinem<br />

Rücktransport so überaus eilig, weil sie ahnten, <strong>das</strong>s die<br />

Lügen Schreibers im Kreuzverhör offenbar würden.<br />

Auch die Ausführungen von Entlastungszeugen <strong>der</strong> Verteidigung<br />

wurden von den Anklagevertretern <strong>und</strong> Richtern<br />

nicht zur Kenntnis genommen. Im Gegenteil, Schreibers<br />

falsche Behauptungen wurden nicht nur nicht kritisch hinter-<br />

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