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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Davon abgesehen erwiesen sich die vereinbarten Berichte<br />

alles an<strong>der</strong>e als vertrauensbildend. 275 Sie waren eher dazu<br />

geeignet, noch mehr Misstrauen zu säen. Da die Maßnahmen<br />

nicht rechtlich verbindlich, son<strong>der</strong>n nur politisch bindend<br />

waren, konnte keine Vollständigkeit in <strong>der</strong> Berichterstattung<br />

erreicht werden. Nur zwei Handvoll Staaten gab in jedem<br />

Jahr ihre Berichte ab — an<strong>der</strong>e beteiligten sich überhaupt<br />

nicht. Und die Län<strong>der</strong>, die an <strong>der</strong> Berichterstattung teilnahmen,<br />

reichten zum Teil unvollständige, zum Teil sogar falsche<br />

Rapporte ein. Von einigen Staaten wurde viel zu viel gemeldet,<br />

aber viel zu wenig wirklich relevantes. Beson<strong>der</strong>s krass<br />

war dies im Fall <strong>der</strong> Sowjetunion. Die meldete zwar einen<br />

Großteil <strong>der</strong> an ihrem Biowaffenprogramm beteiligten<br />

Einrichtungen, deklarierte die meisten von ihnen aber als<br />

zivile, dem Ges<strong>und</strong>heitsschutz dienende Institute o<strong>der</strong> — wie<br />

„Anlage Nr. 19“ in Swerdlowsk — als Einrichtung, in denen<br />

angeblich nicht mit „dual-threat“- Agenzien gearbeitet<br />

wurde. Die Anlage in Stepnogorsk wurde jedoch bis zur<br />

Flucht ihres Direktors verschwiegen.<br />

Vorschläge zur Schaffung einer kleinen Behörde, die die<br />

Berichte auswertet <strong>und</strong> überprüft, wurden abgelehnt.<br />

Vielmehr wurden die in sechs verschiedenen Sprachen abgegebenen<br />

Meldungen in <strong>der</strong> Abrüstungsabteilung <strong>der</strong> UNO in<br />

New York einfach kopiert <strong>und</strong> an die Partnerstaaten verteilt,<br />

denen es dann oblag, die Texte zu übersetzen <strong>und</strong> zu analysieren<br />

— eine für die Mehrzahl <strong>der</strong> Staaten schier unlösbare<br />

<strong>und</strong> wegen <strong>der</strong> mangelnden Verlässlichkeit <strong>der</strong> Rapports<br />

ohnehin überflüssige Aufgabe. Auf die Schaffung eines von<br />

Anfang an gefor<strong>der</strong>te kleinen Sekretariats zur Bearbeitung<br />

<strong>der</strong> Berichte <strong>und</strong> wenigstens zur quantitativen Kontrolle <strong>der</strong><br />

Berichterstattung konnten sich die Partnerstaaten <strong>der</strong><br />

Konvention bis heute nicht einigen.<br />

Erst im April 2002 haben wenigstens die Außenminister <strong>der</strong><br />

Europäischen Union als eine <strong>der</strong> Maßnahmen im Kampf<br />

gegen den Terrorismus vereinbart, künftig gemeinsam die<br />

vertrauensbildenden Berichte zu übersetzen <strong>und</strong> auszuwer-<br />

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