19.08.2012 Aufrufe

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Außerdem wurden im Jahre 1993 von russischen Pathologen,<br />

die während <strong>der</strong> Epidemie Autopsien vorgenommen hatten,<br />

Bef<strong>und</strong>e veröffentlicht, die zeigen, <strong>das</strong>s die Todesfälle nicht<br />

auf Darm-, son<strong>der</strong>n auf Lungen-Milzbrand zurückzuführen<br />

waren, <strong>der</strong> vorzugsweise nicht nach dem Verzehr, son<strong>der</strong>n<br />

nach dem Einatmen von Anthrax-Sporen entsteht. Das war<br />

Gr<strong>und</strong> genug für Matt Meselson <strong>und</strong> weitere amerikanische<br />

Experten nach Swerdlowsk zu reisen <strong>und</strong> gemeinsam mit russischen<br />

Spezialisten den Vorfall erneut zu untersuchen. Dabei<br />

ergab sich, <strong>das</strong>s die Sowjets tatsächlich jahrelang gelogen hatten<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong>s die Milzbrandepidemie auf eine Panne in <strong>der</strong><br />

Biowaffen-„Einrichtung Nr. 19“ zurückzuführen war. Deren<br />

Existenz hatten die Sowjets zwar nie bestritten, zuvor aber<br />

immer behauptet, sie sei ein Armee-Institut, in dem nicht mit<br />

pathogenen Mikroorganismen gearbeitet würde. Aber <strong>das</strong><br />

stimmte nicht. Tatsächlich wurden dort unter an<strong>der</strong>em<br />

Milzbrand-Erreger produziert <strong>und</strong> waffenfähig gemacht. Am<br />

Montag, dem 2. April 1979, war dann von „Einrichtung Nr.<br />

19“ möglicherweise beim Auswechseln eines Filters in <strong>der</strong><br />

Entlüftungsanlage eine Wolke von Anthrax-Sporen freigesetzt<br />

worden. Die Erreger wurden vom Wind über die südlich<br />

gelegenen Stadtteile verbreitet, was zur Infektion mehr<br />

als h<strong>und</strong>ert Menschen sowie zahlreicher Tiere führte.<br />

Der Vorfall wird auch von Alibek in seinem Buch beschrieben,<br />

allerdings nur vom Hörensagen. Insofern ist es entschuldbar,<br />

<strong>das</strong>s seine Angaben von den begründeten Erkenntnissen<br />

Meselsons Teams abweichen. Von Alibek wurde<br />

die Freisetzung <strong>der</strong> Milzbrandsporen drei Tage vorverlegt,<br />

auf Freitag den 30. März. Dies ist zwar nur ein winziges<br />

Detail, <strong>das</strong> aber wie<strong>der</strong> Fragen nach <strong>der</strong> Zuverlässigkeit <strong>der</strong><br />

Angaben dieses Whistleblowers aufwirft.<br />

Jedenfalls zeigte <strong>der</strong> Zwischenfall, <strong>das</strong>s die Sowjetunion nach<br />

Abschluß <strong>der</strong> Biowaffen-Konvention ihr BW-Programm<br />

nicht nur fortgesetzt, son<strong>der</strong>n gewaltig intensiviert hatte. Es<br />

wurde sogar noch nach <strong>der</strong> Auflösung dieser Supermacht von<br />

<strong>der</strong> russischen Fö<strong>der</strong>ation bis mindestens bis März 1992 wei-<br />

255

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!