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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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<strong>und</strong> war den deutschen Experten als Spezialist für chemische<br />

Waffen gut, sogar persönlich bekannt. Die Unkenntnis von<br />

Fischmans Biowaffenaktivitäten ist ein weiterer Beleg für die<br />

Ineffizienz <strong>der</strong> <strong>Geheimdienste</strong> auf diesem Gebiet.<br />

Überaus überraschend ist, <strong>das</strong>s <strong>der</strong> seit einigen Jahren immer<br />

wie<strong>der</strong> zitierte Kronzeuge für <strong>das</strong> sowjetische Biowaffenprogramm,<br />

dessen 1992 in die USA übergelaufener ehemaliger<br />

Vizedirektor Ken Alibek in seinem Bericht über <strong>das</strong><br />

Programm <strong>und</strong> dessen Geschichte Fischmans Namen nicht<br />

ein einziges Mal erwähnt. 28 Das gleiche gilt für die frühen<br />

sowjetischen Milzbrandexperimente. Auch die Namen von<br />

Ginsberg <strong>und</strong> Slatogorow sucht man bei Alibek vergeblich.<br />

Wenn er diese Experten <strong>und</strong> Aktivitäten in seiner Geschichte<br />

des sowjetischen Biowaffenprogramms auslässt:Wie verläßlich<br />

sind dann seine an<strong>der</strong>en Angaben?<br />

Auch für <strong>das</strong> sowjetische Programm waren falsche Geheimdienst-Informationen<br />

über angebliche ausländische Biowaffenaktivitäten<br />

wesentliche Triebkräfte. 1930 wurde Kliment<br />

Woroschilow darüber informiert, <strong>das</strong>s Deutschland angeblich<br />

intensive Untersuchungen zur Vorbereitung des Bakterienkriegs<br />

durchführe. In dem Bericht hieß es unter an<strong>der</strong>em, die<br />

Deutschen hätten eine automatische Vorrichtung zur<br />

Freisetzung von Ratten im gegnerischen Hinterland aus<br />

unbemannten Ballons entwickelt <strong>und</strong> damit in Feldversuchen<br />

gute Ergebnisse erzielt. Der Apparat sei als „grüne Flasche“<br />

bezeichnet worden. Eine Mannschaft von 23 Mitarbeitern<br />

könne innerhalb von vier St<strong>und</strong>en 35 Ballons ausrüsten. Ein<br />

weiteres Mittel zum Einsatz von Bakterien seien Granaten.<br />

Das Hauptproblem dabei wäre, die Bakterien in <strong>der</strong> Granate<br />

genügend lange lebensfähig zu erhalten. Das Problem sei<br />

dadurch gelöst worden, <strong>das</strong>s eine beson<strong>der</strong>e Substanz zugefügt<br />

wurde. Mit diesen Granaten seien dann sogar Feldversuche<br />

zur Verbreitung von Milzbrandsporen <strong>und</strong> Rotzerregern<br />

durchgeführt worden.<br />

Dieser — wie wir heute wissen völlig aus <strong>der</strong> Luft gegriffene<br />

— Bericht alarmierte die sowjetische Führung. Zur gleichen<br />

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