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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Biologische Kriegsführung wird verboten 22<br />

Am 15. März 1923 erhielt <strong>der</strong> Breslauer Bakteriologie-<br />

Professor Richard Pfeiffer ungewöhnliche Post.<br />

Nicht um die 1892 von ihm entdeckten „Influenza-Bazillen“<br />

ging es diesmal (die sich später nicht als die eigentlichen<br />

Grippe-Erreger, wohl aber als Verstärker <strong>der</strong> Influenza-<br />

Symptomatik erwiesen), son<strong>der</strong>n um eher politische Dinge:<br />

Beim Völkerb<strong>und</strong> hatte man Anfang <strong>der</strong> 1920er Jahre damit<br />

begonnen, sich mit <strong>der</strong> Kontrolle chemischer <strong>und</strong> biologischer<br />

Kriegsführung zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang<br />

wurden Pfeiffer <strong>und</strong> sieben an<strong>der</strong>e Wissenschaftler aus<br />

verschiedenen Staaten um Gutachten über die möglichen<br />

Auswirkungen des Einsatzes bakteriologischer Kampfmittel<br />

gebeten.<br />

Pfeiffer meinte, eine Verwendung von Krankheitserregern als<br />

Kriegsmittel sei zwar im Stande, „unter bestimmten, zum Glück<br />

recht beschränkten Bedingungen erhebliche Verheerungen im<br />

feindlichen Lande anzurichten“. Dies sei aber „als eine grobe<br />

Verletzung des Völkerrechtes zu brandmarken“ <strong>und</strong> „ein<br />

Verbrechen an <strong>der</strong> Menschlichkeit <strong>und</strong> an allem menschlichen<br />

Empfinden“.<br />

Die Gutachten <strong>der</strong> Wissenschaftler trugen maßgeblich dazu<br />

bei, <strong>das</strong>s zwei Jahre später ein internationales Verbot chemischer<br />

<strong>und</strong> biologischer Kriegsführung vereinbart werden<br />

konnte. Nachdem schon an einem <strong>der</strong> ersten Tage <strong>der</strong><br />

Waffenhandelskonferenz, die <strong>der</strong> Völkerb<strong>und</strong> im Frühsommer<br />

1925 in Genf veranstaltete, <strong>der</strong> Delegierte <strong>der</strong> USA,<br />

Senator Theodore H. Burton, ein Exportverbot chemischer<br />

Kampfmittel angeregt hatte, schlug <strong>der</strong> polnische Delegierte,<br />

General Casimir Sosnkowski vor, ein solches Verbot auch auf<br />

bakteriologische Kampfmittel auszudehnen. Das fand breite<br />

Zustimmung <strong>und</strong> führte schließlich sogar zu einem Anwendungsverbot<br />

solcher Waffen, dem „Protokoll über <strong>das</strong> Verbot<br />

<strong>der</strong> Verwendung von erstickenden, giftigen o<strong>der</strong> ähnlichen<br />

Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege“.<br />

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