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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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aus[schließt], die notwendig sind, um die Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

defensive Maßnahmen ermitteln zu können.“ Mit ähnlichen<br />

Zitaten könnte man fast ein ganzes Buch füllen.<br />

Feldversuche hinter Hitlers Rücken<br />

Entsprechend nutzten auch deutsche Biowaffen-Experten<br />

<strong>das</strong> Argument, für den B-Schutz die offensiven Potenziale<br />

dieser Kampfmittel erforschen zu müssen, um trotz des<br />

Führerbefehls zu erproben, wie man dual-threat-Agenzien<br />

am besten verbreiten könnte.<br />

Wenige Wochen nachdem Kliewe über Hitlers Entscheidung<br />

informiert worden war, führte er mit Unterstützung durch die<br />

Luftwaffe Anfang Juli 1942 einige Feldversuche auf dem<br />

Versuchsgelände Munster-Lager durch. Genehmigen ließ er<br />

sich diese Experimente mit dem Argument, er „könne keine<br />

Schutzmaßnahmen angeben, wenn [er] nicht wüsste, ob ein<br />

Verfahren Sinn <strong>und</strong> Zweck habe“. In einem ersten Versuch<br />

wurden von einem Flugzeug aus 300 Liter Bouillon abgeregnet,<br />

die Serratia marcescens enthielt. Auf dem Boden hatte<br />

man zuvor Schalen mit Nährmedien aufgestellt, mit denen<br />

die versprühten Bakterien aufgefangen werden sollten. Der<br />

Versuch schlug allerdings fehl: in den Schalen konnten keine<br />

Bakterienkolonien nachgewiesen werden. Kliewe vermutete,<br />

<strong>das</strong>s die Bakterienwolke vom Wind abgetrieben worden war.<br />

In zwei weiteren Experimenten wurden Behälter aus 550<br />

bzw. 150 m Höhe abgeworfen, die mit Hobelspänen, Häcksel<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Materialien gefüllt waren <strong>und</strong> die sich in 500<br />

bzw. 100 m Höhe selbständig öffneten. Über die Versuche mit<br />

den Hobelspänen ist kein Ergebnisprotokoll mehr vorhanden.<br />

Nach Verbreitung des Häcksels beobachtete Kliewe,<br />

<strong>das</strong>s die Halme über eine Fläche von 1 bis 1½ km ganz<br />

unregelmäßig verteilt lagen. Kliewe schloss daraus, <strong>das</strong>s aus<br />

größerer Höhe versprühte Bakterienwolken schwer lenkbar<br />

sein dürften. Die Versuche durften wegen eines Einspruchs<br />

<strong>der</strong> Gasschutzabteilung nicht wie<strong>der</strong>holt werden, <strong>und</strong> zwar<br />

aus Kompetenzgründen.<br />

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