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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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auf Papieren, Aktenordnern <strong>und</strong> Stiften. Die meisten wurden<br />

in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Ecken des Briefumschlags gef<strong>und</strong>en, dort<br />

war die Mehrzahl von ihnen ausgetreten. 228<br />

Hauptziel <strong>der</strong> Aktion war wahrscheinlich die psychologische<br />

Wirkung. Auf solche Folgen von Biowaffen-Einsätzen hatten<br />

ja schon britische, deutsche <strong>und</strong> französische Experten in den<br />

dreißiger Jahren hingewiesen. General Hermann Ochsner,<br />

<strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> deutschen chemischen Truppen, hatte bereits<br />

1936 geschrieben: Selbst wenn es nicht möglich sei, Epidemien<br />

willkürlich auszulösen, läge „die Bedeutung des<br />

bakteriologischen Krieges doch in <strong>der</strong> großen zusätzlichen,<br />

vor allem seelischen Wirkung. Wenn z.B. in mehreren deutschen<br />

Städten während eines Krieges gleichzeitig zahlreiche<br />

Fälle einer bestimmten Krankheit auftreten, so wird sich <strong>das</strong>,<br />

auch wenn sie nicht zu größeren Epidemien anwachsen, doch<br />

nicht geheim halten lassen <strong>und</strong> die öffentliche Meinung<br />

gewaltig beeinflussen. Außerdem werden dadurch zahlreiche<br />

Ärzte <strong>und</strong> Pflegepersonal beschäftigt <strong>und</strong> ebenso Krankenhäuser,<br />

Heilmittel u.a. <strong>der</strong> Fürsorge für Verw<strong>und</strong>ete <strong>und</strong> sonstige<br />

Kranke entzogen“.<br />

Genau <strong>das</strong> scheinen die Absen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anthrax-Briefe beabsichtigt<br />

zu haben, <strong>und</strong> vermutlich deshalb haben sie auch —<br />

<strong>und</strong> zwar offenbar nur in den USA — Attrappen — im Angelsächischen<br />

„hoax“ genannt — verschickt, vor allem an die<br />

Adressaten <strong>der</strong> „richtigen“ Terrorsendungen, Politiker <strong>und</strong><br />

Vertreter verschiedener Medien. Möglicherweise war beabsichtigt,<br />

Regierung, Senat <strong>und</strong> Kongress zu veranlassen, mehr<br />

Mittel für den B-Schutz bereitzustellen — aus sicherheitspolitischen<br />

Erwägungen o<strong>der</strong> auch aus ökonomischen Gründen<br />

(etwa um den Umsatz von Antibiotika- <strong>und</strong> Impfstoffproduzenten<br />

zu erhöhen). Tatsächlich sind ja nach den Briefaktionen<br />

von <strong>der</strong> US-Regierung beachtliche Beträge zur<br />

Bekämpfung des Bioterrorismus bewilligt worden: Ein ehemaliger<br />

Kommandeur von USAMRIID soll in diesem<br />

Zusammenhang in einem Fernsehinterview erklärt haben, die<br />

Aktion hätte auch ihre „guten Seiten“ gehabt, denn: „Wir<br />

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