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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Experten untersuchten auch mehrmals einen militärischindustriellen<br />

Komplex in Al Fallujah. Dort soll nach Angaben<br />

<strong>der</strong> britischen Regierung wie<strong>der</strong> die Produktion von Rizin<br />

aufgenommen worden sein, aber auch <strong>das</strong> konnte nicht bestätigt<br />

werden. 194 Nach Ansicht <strong>der</strong> Administration in Washington<br />

ist <strong>das</strong> jedoch kein Beweis für eine irakische Abrüstung,<br />

son<strong>der</strong>n belege vielmehr, wie gut <strong>der</strong> Irak seine Waffen<br />

verstecken könne.<br />

Allerdings standen bisher we<strong>der</strong> den Inspektoren noch den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des UN-Sicherheitsrates die Erkenntnisse des<br />

US-<strong>Geheimdienste</strong>s zur Verfügung, obwohl dies von Blix<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en wie<strong>der</strong>holt gefor<strong>der</strong>t wurde. Seit Dezember 2002<br />

kündigten die USA zwar mehrfach an, „demnächst“ entsprechende<br />

Informationen zugänglich machen zu wollen, aber <strong>das</strong><br />

erfolgte schließlich erst mehr als sechs Wochen später, am<br />

5. Februar durch Außenminister Powell. Der gab unter<br />

an<strong>der</strong>em an, <strong>der</strong> Irak verfüge über mindestens sieben fahrbare<br />

Laboratorien, in denen Anthrax <strong>und</strong> Botulin produziert<br />

werden könnte. 195 Quellen für die Informationen sollen<br />

Luftbildaufnahmen <strong>und</strong> Aussagen von Whistleblowern sein —<br />

<strong>das</strong> spricht angesichts <strong>der</strong> historischen Erfahrungen nicht<br />

gerade für ihre Qualität.<br />

Powell behauptete auch, <strong>der</strong> Irak würde seine verbotenen<br />

Aktivitäten sehr wirksam vor den Inspektoren verbergen. Das<br />

gehe aus abgehörten Telefonaten <strong>und</strong> vor allem aus einem<br />

aktuellen britischen Geheimdienstdosier hervor. Das pries er<br />

als „ausgezeichnete Studie [...] die außerordentlich detailliert<br />

die irakischen Täuschungsaktivitäten beschreibt“. Unbeabsichtigt<br />

löste <strong>der</strong> Außenminister <strong>der</strong> USA damit einen weiteren<br />

Geheimdienstskandal aus. Denn schon am folgenden Tag<br />

ergab sich, 195a <strong>das</strong> <strong>der</strong> „exzellente“ britische Bericht zum<br />

großen Teil ein Plagiat war. Die cleveren britischen<br />

Schlapphüte hatten — offensichtlich mangels eigener entsprechen<strong>der</strong><br />

Erkenntnisse — unter an<strong>der</strong>em aus einem Artikel<br />

abgeschrieben, den ein Oxfor<strong>der</strong> Doktorand im September<br />

2002 in einer — allerdings bisher wenig bekannten —<br />

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