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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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sich im Tokioter Verwaltungszentrum. In Wagen dieser Linien<br />

wurden, kurz bevor sie den Kreuzungsbahnhof erreichten,<br />

während <strong>der</strong> morgendlichen Rush-hour von fünf Sektenmitglie<strong>der</strong>n<br />

die Sarin-Tüten angestochen <strong>und</strong> <strong>das</strong> tödliche<br />

Gift freigesetzt. Zwölf Todesopfer for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Anschlag, <strong>und</strong><br />

etwa 980 mehr o<strong>der</strong> weniger stark Verletzte. Die wurden<br />

zusammen mit weiteren 4000 Personen, die glaubten ebenfalls<br />

geschädigt worden zu sein, in über 30 Krankenhäuser im<br />

ganzen Stadtgebiet verteilt. Es war eine Katastrophe, die<br />

gleichzeitig bewies, wie unzureichend Zivil- <strong>und</strong> Katastrophenschutz<br />

schon auf Anschläge mit Massenvernichtungsmitteln<br />

vorbereitet waren. Hätten die Attentäter ein<br />

Sarin-Aerosol hergestellt <strong>und</strong> auch nur mit primitiven Sprühvorrichtungen<br />

verbreitet, dann wären womöglich zehntausende<br />

von Todesopfern zu beklagen gewesen.<br />

Bei <strong>der</strong> anschließenden Aufklärung des Terroraktes stellte<br />

sich heraus, daß sich die Sekten-Mitglie<strong>der</strong> nicht nur auf<br />

einen chemischen Kampfstoff orientiert, son<strong>der</strong>n auch<br />

Anschläge mit Bacillus anthracis <strong>und</strong> Botulinum-Toxin versucht<br />

hatten. Diese Bio-Attentate waren aber aus unterschiedlichen<br />

Gründen fehlgeschlagen. 200 Beispielsweise handelte<br />

es sich bei den von den Terroristen beschafften <strong>und</strong><br />

dann einige Male erfolglos in Tokio verbreiteten Milzbrand-<br />

Erregern um harmlose Anthrax-Bakterien, wie sie normalerweise<br />

zur Impfstoffproduktion verwendet werden. Und<br />

Botulin konnten sie auch nicht einsetzen, da es ihnen nicht<br />

gelang, <strong>das</strong> Toxin herzustellen. Die Terroristen sollen auch<br />

vergeblich versucht haben, sich Ebola-Viren zu beschaffen.<br />

Die Fehlschläge <strong>der</strong> Sekte bei <strong>der</strong> Beschaffung <strong>und</strong> Verbreitung<br />

von Biowaffen vermitteln eine wichtige Erkenntnis:<br />

Entgegen gelegentlich geäußerten Ansichten kann man nicht<br />

einfach eine Waschküche in ein Kellerlabor umfunktionieren,<br />

in dem dann Terroristen erfolgreich biologische Anschläge<br />

vorbereiten können. Die Sekte hatte sehr viel Geld, eine gut<br />

organisierte Logistik, sogar ausgebildete Mikrobiologen in<br />

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