19.08.2012 Aufrufe

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>das</strong>s die Sowjets zwar recht schnell in englischer Sprache ein<br />

Protokoll des Chabarowsker Prozesses veröffentlichten,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber die Hauptmasse <strong>der</strong> erbeuteten japanischen<br />

Dokumente bis heute geheim halten.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für diese Geheimniskrämerei ist einleuchtend:<br />

Wenn man Ken Alibek in dieser Hinsicht glauben darf, dann<br />

wurden die erbeuteten japanischen Dokumente nach<br />

Moskau geschickt <strong>und</strong> dort intensiv ausgewertet. 94 Diese hätten<br />

unter an<strong>der</strong>em Pläne zum Bau von Biowaffen-<br />

Einrichtungen enthalten, die sehr viel größer <strong>und</strong> komplexer<br />

gewesen seien als die sowjetischen Anlagen. Deshalb habe<br />

Stalin dem KGB-Chef Lawrenti Berija befohlen, „es den<br />

Japanern gleichzutun <strong>und</strong> sie wenn möglich zu übertreffen.<br />

1946, ein Jahr nach Kriegsende, wurde in Swerdlowsk ein<br />

neues biologisches Forschungszentrum <strong>der</strong> Armee errichtet.<br />

Die Bauingenieure hielten sich dabei an die von den<br />

Japanern erbeuteten Pläne“.<br />

Das ist eine bemerkenswerte Analogie zu dem, was 1940 in<br />

Frankreich passiert war: Dort stießen die Deutschen auf ein<br />

Biowaffen-Institut <strong>und</strong> auf entsprechende Dokumente <strong>und</strong><br />

begannen daraufhin eigene Biowaffenaktivitäten. Und fünf<br />

Jahre später entdeckten die Sowjets die bedeutendste japanische<br />

Biowaffeneinrichtung in Pingfan <strong>und</strong> beschlossen,<br />

erneut ein Biowaffen-Programm zu starten <strong>und</strong> sich für den<br />

Kalten Krieg auch mit biologischen <strong>und</strong> Toxin-Kampfmitteln<br />

zu rüsten.<br />

Anfang <strong>der</strong> fünfziger Jahre wurde dann, einem offiziellen<br />

Bericht <strong>der</strong> Regierung <strong>der</strong> russischen Fö<strong>der</strong>ation* zufolge,<br />

„in Swerdlowsk, Kirow <strong>und</strong> Sagorsk eine wissenschaftliche<br />

Versuchsbasis zur Durchführung von Arbeiten“ mit verschiedenen<br />

dual-threat-Agenzien geschaffen. 95 „In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

sechziger Jahre wurden zur Prüfung <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Organisation industrieller Herstellung von Bioagenzien in<br />

* Übersetzt vom B<strong>und</strong>essprachenamt<br />

205

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!