19.08.2012 Aufrufe

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1916 eine Forschungsstelle für den Schutz vor chemischen<br />

Waffen, die Chemical Defence Experimental Station. In<br />

diesem Institut wurde im September 1940 eine biologische<br />

Abteilung gegründet, die sich unter ihrem Leiter, dem<br />

Bakteriologen Dr. Paul Fildes, zum Zentrum <strong>der</strong> britischen<br />

Biowaffenaktivitäten entwickelte. Sie hatte etwa 45 Mitarbeiter,<br />

darunter r<strong>und</strong> zwölf Wissenschaftler.<br />

Als erfolgversprechendste Kampfmittel für möglicherweise<br />

notwendige Vergeltungsaktionen galten Bacillus anthracis,<br />

Yersinia pestis <strong>und</strong> einige an<strong>der</strong>e Pathogene sowie Botulinum-<br />

Toxin. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen stand Bacillus<br />

anthracis. Der Milzbrand-Erreger würde zwar keine Epidemien<br />

unter <strong>der</strong> Bevölkerung verursachen, sei aber für eine Art<br />

„ökonomischer Kriegsführung“ geeignet, weil er die Rin<strong>der</strong>bestände<br />

gefährde. Wie zwei Jahre zuvor die deutschen<br />

Experten hielt es Fildes allerdings für aussichtslos, die<br />

Milzbrand-Erreger einfach über Viehweiden zu versprühen.<br />

Statt dessen erfand er eine „Spezialdiät für Rin<strong>der</strong>“: Anthraxverseuchtes<br />

Trockenfutter, <strong>das</strong> von Flugzeugen aus abgeworfen<br />

werden sollte. Ende 1942 startete die „Operation Vegetarier“<br />

— bald darauf umbenannt in „Operation Aladin“. Am 22.<br />

April 1943 lagen fünf Millionen Stück „cattle cakes“ abwurfbereit<br />

verpackt. Je<strong>der</strong> einzelne Keks enthielt fünfh<strong>und</strong>ert<br />

Millionen Milzbrandsporen, die für Rin<strong>der</strong> tödliche Menge.<br />

Die Milzbrand-Insel<br />

Parallel dazu führten Fildes <strong>und</strong> seine Mitarbeiter 1942/43 auf<br />

<strong>der</strong> kleinen Insel Gruinard an <strong>der</strong> Westküste Schottlands<br />

Feldversuche mit Milzbrand-Erregern durch. Ziel war es<br />

herauszufinden, mit welcher Verlässlichkeit Anthraxsporen<br />

auf Schafe tödlich wirken. Mit Bacillus anthracis gefüllte<br />

Bomben wurden an Gestellen aufgehängt <strong>und</strong> zur Explosion<br />

gebracht. Die dadurch freigesetzten Bakterienwolken verursachten<br />

den Tod <strong>der</strong> meisten, im Umkreis von 450 Metern<br />

angepflockten Schafe. Ähnlich erfolgreich verlief ein Versuch<br />

152

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!