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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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schiedlichen Beweggründen bestimmt: Von seiner ausgesprochenen<br />

Furcht vor Bakterien, von einer — durchaus<br />

begründeten — Angst vor gleichartigen Vergeltungsschlägen<br />

<strong>der</strong> Kriegsgegner <strong>und</strong> von einer — für ihn völlig untypischen<br />

— Vertragstreue zum Genfer Protokoll von 1925. Die<br />

mutmaßliche Vertragstreue bezog sich allerdings nur auf <strong>das</strong><br />

in diesem Abkommen vereinbarte Verbot <strong>der</strong> biologischen<br />

Kriegsführung. An Vorbereitungen zum chemischen Krieg<br />

war Hitler dagegen sehr interessiert, obgleich er chemische<br />

Kampfstoffe schließlich auch nicht einsetzen ließ.<br />

Vielleicht hat Hitler aber auch geahnt, <strong>das</strong>s mit <strong>der</strong> Meldung<br />

über den bevorstehenden Einsatz von Kartoffelkäfern etwas<br />

nicht stimmte: Wie André Brissaud in seiner Biographie von<br />

Geheimdienstchef Wilhelm Canaris erwähnt, habe Hitler im<br />

Oktober 1942 Keitel gegenüber geäußert: „Dieser Canaris ist<br />

ein Dummkopf. Er fällt auf alles herein, was die Amerikaner<br />

ihm auch vorsetzen... Verschonen Sie mich mit den Berichten<br />

<strong>der</strong> Abwehr, <strong>das</strong> sind alles Defätisten, ihre Informationen<br />

sind stets irreführend.“ 53<br />

Hitler hatte aber im Zusammenhang mit dem Verbot offensiver<br />

Biokriegsvorbereitungen „äußerste Bemühungen um<br />

Abwehrmittel <strong>und</strong> Abwehrmaßnahmen gegen etwaige Feindangriffe<br />

mit Bakterien“ gefor<strong>der</strong>t. Daraufhin wurde nun auch<br />

in Deutschland erstmals eine militärische Organisation<br />

gegründet, die sich mit dem Schutz vor biologischen <strong>und</strong><br />

Toxin-Kampfmitteln beschäftigen sollte, die „Arbeitsgemeinschaft<br />

Blitzableiter“. Ihr gehörte auch Heinrich Kliewe an.<br />

Dies erwies sich nachträglich als großer Glücksumstand für<br />

die Historiker: Der inzwischen zum Oberkriegsarzt beför<strong>der</strong>te<br />

Bakteriologe führte ausführlich Protokoll, sowohl über die<br />

Sitzungen <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft als auch über sonstige<br />

Besprechungen zu Fragen <strong>der</strong> biologischen Kriegsführung.<br />

Darüber hinaus legte er eine umfangreiche Sammlung von<br />

Geheimdienstberichten an. Bei Kriegsende versteckte er die<br />

Dokumente im Keller eines bayerischen Klosters, wo sie aber<br />

von Experten <strong>der</strong> angloamerikanischen „Alsos-Mission“<br />

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