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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Pioniere <strong>der</strong> Molekularbiologie wie Nobelpreisträger Joshua<br />

Le<strong>der</strong>berg <strong>und</strong> Harvard-Professor Matthew Meselson.<br />

Nicht zuletzt unter dem zunehmenden Druck amerikanischer<br />

Wissenschaftler wies Präsident Nixon im Mai 1969 den Nationalen<br />

Sicherheitsrat an, die bisherigen Richtlinien <strong>der</strong> chemischen<br />

<strong>und</strong> biologischen Kriegsführung zu überprüfen. Dessen<br />

Chef war damals Henry Kissinger. Der war seit gemeinsamen<br />

Studienzeiten bei Harvard gut mit Meselson bekannt <strong>und</strong> erbat<br />

nun dessen Rat. Meselson meinte, die atomar hochgerüsteten<br />

USA brauchten keine Biowaffen <strong>und</strong> sollten auf sie verzichten<br />

— nicht zuletzt deshalb, um an<strong>der</strong>e Staaten davon abzuhalten,<br />

sich die verhältnismäßig billigen „Atomwaffen des<br />

armen Mannes” zu beschaffen. Le<strong>der</strong>berg hatte einen direkten<br />

Draht zu an<strong>der</strong>en hohen Beamten <strong>der</strong> Administration<br />

<strong>und</strong> konnte diese im gleichen Sinne überzeugen.<br />

Was im Einzelnen in <strong>der</strong> Stellungnahme des US-Sicherheitsrates<br />

stand ist bis heute geheim. Oft wird behauptet, wie<br />

seinerzeit bei <strong>der</strong> Wehrmacht habe <strong>der</strong> geringe militärische<br />

Wert <strong>der</strong> Biowaffen, ihre Unkontrollierbarkeit, die lange<br />

Latenz bis zum Auftreten von Symptomen, ihre Empfindlichkeit<br />

gegenüber Umwelteinflüssen für die Ratsentscheidung<br />

eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Aber inzwischen<br />

verfügte man über die umfangreichen Erkenntnisse <strong>der</strong><br />

Japaner auf diesem Gebiet, inzwischen gab es die in den<br />

fünfziger Jahren eingeführten Methoden <strong>der</strong> Mikrobengenetik,<br />

die schon zwei Jahrzehnte vor <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Gentechnik<br />

eine genetische Manipulation von Bakterien <strong>und</strong> Pilzen, <strong>und</strong><br />

damit auch von „dual-threat“- Agenzien erlaubten. Und vor<br />

allem hatte man inzwischen in ausgedehnten Feldversuchen<br />

herausgef<strong>und</strong>en, <strong>das</strong>s bestimmte biologische Kampfmittel in<br />

ihrer Wirkung atomaren Waffen durchaus vergleichbar, aber<br />

wesentlich preiswerter waren: „Poor men’s atomic bombs” in<br />

den Händen von Entwicklungslän<strong>der</strong>n — von „Schurkenstaaten“<br />

war damals noch keine Rede — <strong>das</strong> musste auf alle<br />

Fälle verhin<strong>der</strong>t werden. Und solche Überlegungen dürften<br />

beim Urteil des Rates <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> anschließenden Entschei-<br />

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