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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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dies zwar gelegentlich eine Infekion auslösen, aber an<strong>der</strong>e<br />

könnten dadurch nicht infiziert werden. Bacillus anthracis sei<br />

deshalb keine geeignete biologische Waffe.<br />

Aber <strong>der</strong> Sekretär des Medizinischen Forschungsrates<br />

Edward Mellanby sah sich durch <strong>das</strong> Expertengutachten<br />

veranlasst, Versuche anzuregen, in denen die Eignung von<br />

Krankheitserregern geprüft werden sollte, auf dem Luftwege<br />

Infektionen auslösen zu können. Da dies aber im Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zum Genfer Protokoll zu stehen schien — was gar<br />

nicht <strong>der</strong> Fall war —, genehmigte <strong>der</strong> britische Premierminister<br />

zunächst nur Untersuchungen darüber, wie man sich<br />

vor solchen Infektionen schützen könnte. Entsprechende<br />

Versuche wurden am Nationalen Institut für Medizinische<br />

Forschung in London aufgenommen. Gleichzeitig wurde<br />

Ende November wie<strong>der</strong> ein „Komitee zur biologischen<br />

Kriegsführung“ ins Leben gerufen, dem bald auch Bantings<br />

For<strong>der</strong>ung nach offensiven Biowaffenaktivitäten vorgelegt<br />

wurde. Aber die Briten teilten Bantings Besorgnisse nicht,<br />

zumal sie wie ihre deutschen Gegenspieler meinten, durch<br />

Verbreitung von Bakterien könne man nicht willkürlich<br />

Epidemien auslösen. Viel größer sei — abgesehen von<br />

Kriegsseuchen — die Gefahr durch Biosabotageakte.<br />

Tatsächlich stellte Kliewe zumindest entsprechende Überlegungen<br />

an <strong>und</strong> notierte, man könne „in Konserven, Würste,<br />

Rauchfleisch, Speck, Käse, Marmelade usw. Botulinumtoxin<br />

spritzen“ <strong>und</strong> „Bier im Fass o<strong>der</strong> in Flaschen mit Typhuso<strong>der</strong><br />

Paratyphusbazillen infizieren“ — allerdings nicht ohne<br />

gleichzeitig auf <strong>das</strong> Führerverbot hinzuweisen. Das war den<br />

Kriegsgegnern aber ja unbekannt. Die mussten also entsprechende<br />

deutsche Pläne in Erwägung ziehen.<br />

Jedenfalls meinten die britischen Experten, hinsichtlich einer<br />

eventuellen biologischen Bedrohung durch Nazi-Deutschland<br />

benötige man genauere Informationen. Da in London keine<br />

für solche Zwecke geeignete Einrichtungen zu Verfügung<br />

standen, sollten die Untersuchungen in Porton Down in <strong>der</strong><br />

Grafschaft Wiltshire durchgeführt werden. Dort gab es seit<br />

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