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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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für Prophylaxe“ umbenannt. Zunächst beschäftigte sich <strong>das</strong><br />

Gremium mit Steeds Behauptungen <strong>und</strong> beschloss, die<br />

Versuche, die angeblich von deutschen Agenten in <strong>der</strong> Pariser<br />

Metro durchgeführt worden waren, mit den gleichen<br />

Bakterien, also mit Serratia marcescens, zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

Das geschah dann durch <strong>das</strong> bakteriologische Institut <strong>der</strong><br />

französischen Armee in zwei verschiedenen Metro-Linien.<br />

Zur gleichen Zeit hielt <strong>der</strong> spätere Chef des französischen<br />

Biowaffen-Instituts, H. Velu, in Paris einen Vortrag über<br />

biologische Kriegsführung, weil dieses Thema „seit einiger<br />

Zeit, insbeson<strong>der</strong>e seit den aufsehenerregenden Enthüllungen<br />

von Wickham Steed“ an <strong>der</strong> Tagesordnung sei.* Velu, zu dieser<br />

Zeit noch Oberstabsveterinär <strong>der</strong> marokkanischen<br />

Kolonialtruppen, ging bei dieser Gelegenheit auch auf die<br />

Rechtmäßigkeit des Bakterienkriegs ein <strong>und</strong> meinte: „Pascal<br />

hat uns hierauf die eindeutige Antwort gegeben: ‘Da man <strong>das</strong><br />

Gerechte nicht stark machen kann, macht man <strong>das</strong> Starke<br />

gerecht’. Die Bakterienwaffe ist zulässig, sobald sie ihre<br />

Wirksamkeit erwiesen hat. Das ist die allgemeine Ansicht<br />

trotz aller Pakte, trotz aller Abmachungen <strong>und</strong> ungeachtet aller<br />

Streitfragen <strong>und</strong> Behauptungen <strong>der</strong> größten Gelehrten.“<br />

Nach ausführlicher Diskussion dieses Problems schloss er:<br />

„Der Mikrobenkrieg wird ein rechtmäßiger Krieg sein, wenn<br />

er den Erfolg sichern kann“. Nichts auf <strong>der</strong> Welt, we<strong>der</strong> <strong>das</strong><br />

internationale Recht noch Verträge o<strong>der</strong> die Moral werde die<br />

Anwendung dieser neuen Kampfesweise verhin<strong>der</strong>n.<br />

Allerdings, so Velu weiter, verhielten sich künstlich hervorgerufene<br />

Seuchen wie spontane Infektionen. Sie erlöschen<br />

wie<strong>der</strong> <strong>und</strong> man könne nur mit einer geringen Zahl von<br />

Opfern rechnen. Vielmehr liege die Gefahr des Mikroben-<br />

* Das Manuskript von Velus Vortrag fiel 1940 den Deutschen in die Hände. Das<br />

Heeresamt ließ <strong>das</strong> „Beutestück“ unverzüglich übersetzen <strong>und</strong> verteilte es an die einschlägig<br />

interessierten Dienststellen <strong>der</strong> Wehrmacht. Zwei Kopien dieser Übersetzung<br />

wurden dann bei Kriegsende von <strong>der</strong> angloamerikanischen „Alsos-Mission“ entdeckt<br />

<strong>und</strong> als „geheim“ eingestuft.<br />

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