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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Ein paar Wochen darauf übergaben die von den hektischen<br />

Aktionen <strong>der</strong> amerikanischen Dienste nichts ahnenden Sowjets<br />

Kopien ihrer Verhörprotokolle. In einer Aktennotiz wurde<br />

dazu am 6. Mai 1947 von einem amerikanischen Auswerter<br />

vermerkt, <strong>das</strong>s es in diesen Materialien unter an<strong>der</strong>em um<br />

„Menschenversuche“ ging <strong>und</strong> <strong>das</strong>s alle Angaben „von größtem<br />

Informationswert für die USA“ seien. Dr. Fell habe<br />

festgestellt, „<strong>das</strong>s die neuen Fakten den USA bisher nicht<br />

bekannt waren“. Und deshalb werden in dieser Aktennotiz<br />

die Weichen für einen ungeheuerlichen Deal gestellt:<br />

„Zusätzliche Informationen einschließlich von Material über<br />

den theoretischen, strategischen <strong>und</strong> taktischen Einsatz<br />

können vielleicht dadurch erhalten werden, <strong>das</strong>s die einbezogenen<br />

Japaner darüber unterrichtet werden, <strong>das</strong>s diese<br />

Informationen in Geheimdienstkanälen verbleiben <strong>und</strong> nicht<br />

als Beweise für ‚Kriegsverbrechen’ herangezogen werden.<br />

Wird höheren Dienstgraden schriftlich Immunität vor<br />

‚Kriegsverbrechen’ zugesichert, so wird dies die Auswertung<br />

<strong>der</strong> zwanzigjährigen Erfahrung des Direktors, des ehemaligen<br />

Generals Ishii ermöglichen. Dieser kann die vollständige<br />

Kooperation seiner früheren Mitarbeiter zusichern, die<br />

Verbindungen zum japanischen Generalstab erläutern <strong>und</strong><br />

taktische <strong>und</strong> strategische Informationen geben“.<br />

Am 20. Juni 1947 legte Fell den ersten, ausführlichen Report<br />

über die japanischen Aktivitäten vor, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> eingangs<br />

erwähnten Zusammenstellung beruhte. Fell vermerkte darin<br />

auch, <strong>das</strong>s die Japaner nicht nur mit Pest-Erregern experimentiert,<br />

son<strong>der</strong>n auch umfangreiche Versuche mit an<strong>der</strong>en<br />

Pathogenen, darunter Milzbrandbakterien durchgeführt hatten,<br />

beispielsweise mit <strong>der</strong> „Uji“-Porzellanbombe.<br />

Nach Vorlage von Fells Bericht befand <strong>das</strong> Koordinierungskomitee<br />

von Armee, Marine <strong>und</strong> Außenministerium, die<br />

Informationen über die japanischen Biowaffen-Experimente<br />

seien von so großer Bedeutung für die nationale Sicherheit,<br />

<strong>das</strong>s die japanischen Experten nicht wegen Kriegsverbrechen<br />

angeklagt werden sollten, zumal im Falle einer solchen<br />

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