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Erhard Geißler ANTHRAX und das Versagen der Geheimdienste

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Damit entsprach Petras scheinbar den Kriterien eines echten<br />

Whistleblowers. Mit Petras’ Enthüllungen wurde nämlich, so<br />

<strong>der</strong> 1. Stellvertreter des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten<br />

<strong>der</strong> DDR, „unwi<strong>der</strong>legbar [...] <strong>der</strong> Nachweis erbracht,<br />

<strong>das</strong>s in <strong>der</strong> westdeutschen B<strong>und</strong>esrepublik systematisch <strong>und</strong><br />

nach langfristigen Plänen biologische <strong>und</strong> chemische Waffen<br />

entwickelt werden“. 104<br />

Tatsächlich gab es aber bald nach dem sensationellen Übertritt<br />

des Mikrobiologen, <strong>der</strong> im Gegensatz zu den meisten<br />

an<strong>der</strong>en nicht von Ost nach West, son<strong>der</strong>n den umgekehrten<br />

Weg gegangen war, Gerüchte, er sei garnicht aus Gewissensgründen<br />

in die DDR übergesiedelt.Vielmehr sei er ein Agent<br />

<strong>der</strong> Staatssicherheit gewesen, <strong>der</strong> kurz vor <strong>der</strong> Enttarnung<br />

gestanden hätte <strong>und</strong> deshalb zurückgerufen worden sei.<br />

Immerhin erinnert sich ein ehemaliger Kollege von Petras,<br />

<strong>das</strong>s seinerzeit alle Mitarbeiter des Instituts vom Militärischen<br />

Abschirmdienst überprüft worden waren, <strong>und</strong> allein<br />

Petras keine Berechtigung zum Umgang mit Verschlusssachen<br />

erhalten hatte. 105 Allerdings ließen sich diese Gerüchte<br />

bisher nicht bestätigen. Vielleicht war diesmal tatsächlich<br />

kein Geheimdienst involviert <strong>und</strong> Petras’ Flucht hatte ganz<br />

triviale Gründe.<br />

Als Petras nämlich auf <strong>der</strong> erwähnten Pressekonferenz<br />

gefragt wurde, wann bei ihm die Entscheidung zur Übersiedlung<br />

in die DDR gefallen sei, antwortete er, „Ende März<br />

dieses Jahres habe eine Umorganisierung <strong>der</strong> Struktur des<br />

Instituts auf Anweisung des Bonner Kriegsministeriums<br />

begonnen mit dem Ziel, die Forschung für militärische B- <strong>und</strong><br />

C-Stoffe außerordentlich zu steigern“. 106 Tatsächlich gab es in<br />

Grafschaft im Frühjahr 1968 einschneidende Verän<strong>der</strong>ungen<br />

— aber in ganz an<strong>der</strong>er Hinsicht, <strong>und</strong> mit nachteiligen beruflichen<br />

Folgen für Petras.<br />

Das Institut für Aerobiologie geht zurück auf eine kleine<br />

private Forschungsstelle, die Dr. med. Karl Bisa 1955 für<br />

Untersuchungen über die Inhalationstherapie staublungenkranker<br />

Bergleute gegründet hatte. Vier Jahre später wurde<br />

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